Grüne Städte mit glitzernder Technik und blühenden Blumen statt dunkler Gassen mit abgerissenen Stromleitungen und abgerissenen Gestalten: das vergleichsweise neue Sci-Fi-Genre Solarpunk liefert Visionen der Zukunft, in denen Nachhaltigkeit, Solidarität und Gemeinschaft hoffnungsvoll verhandelt werden.
Mit dem Solarpunk Magazine gibt es seit Mitte Januar ein Zine, das diesen Ideen einer besseren Zukunft einen Platz bieten will. Das Überleben der Erde oder gar des Universums steht dabei nicht auf dem Spiel, im Gegenteil. Es geht um das Leben in utopischen oder post-apokalyptischen Welten. Konflikte gibt es natürlich trotzdem – die Zukunft ist besser, nicht perfekt.
Besser – nicht perfekt
In der ersten Ausgabe des Magazins sind die Spannungen in den Kurzgeschichten oft Abschiede mit der alten Welt und ganz klassischer, zwischen-menschlicher Streit. Nur eben in Gesellschaften, die von Geschlecht bis zur Energieerzeugung alles auf den Kopf gestellt haben, was uns heute noch selbstverständlich erscheint. Ganz ehrlich: Zwischen immer neuen Pandemie-Hiobsbotschaften und wütend machender Untätigkeit im Angesicht dringend notwendiger Klimarettung ist das genau das Level an Drama, das ich als Unterhaltung derzeit verarbeiten kann. Mit dabei sind mit Autorinnen wie Starhawk und Coral Alejandra Moore bekannte Gesichter aus Sci-Fi und Speculative Fiction, während etwa micah epstein sonst als Grafik-Designer*in arbeitet.
Neben Kurzgeschichten ist im Solarpunk Magazine auch Platz für Poesie, Essays und Illustrationen. Im Interview mit dem Sci-Fi Schriftsteller Kim Stanley Robinson gibt es etwa Tipps für eigene Geschichten. Die Gärtnerin und YouTuberin Lindsay Jane erklärt, wie Gärten für den Klimawandel fit gemacht werden und Autor Jay Springett verbindet die noch junge Entwicklung des Genres mit der Kritik am Kapitalismus, der heute vor allem endlos alte Geschichten recyclet und gleichzeitig alternativ- und zukunftslos erscheint.
Dank dieser Mischung bietet die erste Ausgabe einen schönen Einstieg in das Thema. Ebenso divers ist übrigens das Team hinter der Zeitschrift, das die Chefredakteurinnen Justine Norton-Kertson und Brianna Castagnozzi zusammengestellt haben.
Im Vorfeld der Kickstarter-Kampagne, mit der das Magazin erfolgreich für das erste Jahr finanziert wurde (gezahlt wird nach den Richtlinien der Science Fiction and Fantasy Writers of America), erschienen schließlich einige Folgen des Podcasts Solarpunk Futures. Zu Gast sind meist Schriftsteller*innen, die ihre Arbeit und weitere Anthologien rund um Solarpunk und verwandte Genres wie Amazofuturismus vorstellen. Wer die Zeit bis zur zweiten Ausgabe mit weiterem Lesestoff füllen möchte, findet hier genügend Anregungen.
Das Magazin soll alle zwei Monate erscheinen und kann über den Shop bezogen werden. Wer keine Ausgabe verpassen möchte, bekommt dort auch ein Jahres-Abo.