Auch härtere Musik kann feministisch sein. Wir legen euch diese drei als Einstieg ans Herz.
Ragana
Maria und Nicole liefen sich zufällig in einem Supermarkt in Olympia, Washington, über den Weg. Das war 2011 als ein gemeinsamer Freund die beiden bekannt machte. Der Freund meinte, die beiden könnten doch eine Metallband gründen. Und das taten sie auch. Ein Jahr später veröffentlichen sie als Ragana ihr Debut-Album „All’s Lost“.
„When I was a repressed and depressed teenager, I was afraid of allowing myself to feel anger, rage, or anything other than melancholy, I was terrified of being looked at, being seen, of having my extremely painful and deep anger, despair and love manifest outside of me in a way others could see. I came to heavy music later, when I became more politically involved, and acknowledged parts of who I was that I had been hiding for a long time. Playing music that incorporated strong melancholy with old sad religious music and old sad folk music, and the power and rage of metal, made a lot of sense“, sagt Nicole in einem Interview.
Das Besondere an dem Duo ist auch, dass sich die beiden auch bei Live-Auftritten an den Instrumenten und dem Gesang abwechseln. So bekommen die Songs immer eine etwas andere, persönliche Note, ohne mit dem Stil der Band zu brechen.
Mit dem Song „You Take Nothing“, das sie am Tag nach der Wahl von Donald Trump auf Bandcamp veröffentlichten, soll and die Stärke Gemeinschaft erinnert werden. Außerdem gehen alle Einnahmen aus den Downloads an den Support von Standing Rock’s Sacred Stone Camp.
Nervosa
Nervosa aus Sao Paulo, Mexiko, sind DIE Senkrechtstarterinnen der letzten 5 Jahre. Gitarristin Prika Amaral startete die Band 2010 und Mitte 2011 kam dann Bassistin und Lead-Sängerin Fernanda Lira dazu. Seit 2017 spielt Luana Dametto als festes Bandmitglied auf den Drums. Nervosa bezeichnen ihren Stil zwar als Thrash Metal, aber man bemerkt die unterschiedlichen Prägungen der Frauen. Oft ist eine gehörige Prise Death Metal dabei.
Ihr erstes Album „Victim of Yourself“ veröffentlichte die Band 2014 (mit Dominatrix Schlagzeugerin Pitchu Ferraz) und machte durch ausführliches Touren durch auf sich aufmerksam. Die Band spielte in 17 brasilianischen Staaten, in 7 Ländern Lateinamerikas und machte eine erfolgreiche Europa-Tour mit 51 Shows in 60 Tagen, mit Auftritten auf einigen der größten europäischen Metal Festivals wie Summerbreeze, Brutal Assault und Metal Days.
Die Lyrics sind immer sozio-poilitisch aufgeladen. Themen wie Kindesmissbrauch („Justice be done“), politischer Aktivismus („Raise your fist“) und Empowernment („Kill the Silence“). Dabei befürworten sie bei aller Martialität den Dialog und einen offenherzigen Umgang miteinander (außer bei Nazis, klar), wie der Song „Intolerance means war“ zeigt:
Different doesn’t means it’s not the way
Remove sex creed race, we are all the same
Confront ignorance with knowledge and awareness
Show respect
Dialogue is freedom
Intolerance is war
Auch wenn die Themen oft ihren Usprung in ihrer Heimat Brasilien haben, sind sie doch universell. Nervosa glauben fest daran, dass ihre Songs Veränderungspotential in sich tragen und wenn es noch so kleine Veränderungen sind. „ With my lyrics I’m trying to do something that maybe make some little change. If I can change something for good, if only a little, I already feel very happy „, sagt Sängerin Fernanda.
Ithaca
Ithaca aus Großbritannien brechen mit einigen Konventionen, nicht nur musikalisch. Angesiedelt zwischen Metal und Hardcore geht es munter brutal bis melodisch verspielt zu, unterbrochen von ruhigeren Doom-Momenten zum Luft holen.
Sängerin Djamila Azzouz ist stimmlich eine Wucht. Die wütenden, anklagenden Screams gehen durch Mark und Bein, haben dabei oft aber auch etwas verzweifeltes. Und wenn Azzouz Bocka auf cleane Vocals hat und es passt, dann macht sie das einfach. Und auch das in Perfektion. Obwohl sie ursprünglich Musical-Gesang studierte, hat sie Metal schon immer begleitet. Über ihren älteren Bruder kam sie 2008 zum Metal. Aber als sie aufwuchs, hatte sie nicht das Privileg, mit Musikern in Kontakt zu kommen, mit denen sie sich identifizieren konnte. Die meisten Bands, die sie kannte und mochte, waren männlich und weiß. Es dauerte eine Weile, bis sie den Mut aufbrachte, ihren eigenen Beitrag zu leisten: „I thought people would laugh at me. They did laugh at me. Men laughed at me over and over. But the more people I saw like me doing it, the more accepted I felt and the less I gave a shit about everyone else.„
Ithaca ist aber nicht nur musikalisch breit aufgestellt, sie sind auch sehr polititsch aktiv. Die Band fördert aktiv eine integrative, vielfältige Atmosphäre innerhalb ihrer Community. Außerdem haben sie einen Track zu einer Compliation für die Worldwide Organization of Metalheads Against Nazis (WOMAN) beigetragen und nutzen ihre social Media Kanäle um sich für LGBTQ-Angelegenheiten, feministische Diskussionen und gegen Rassismus einzusetzen.
„We’re interested in politics because we occupy quite an interesting and significant space in our scene,“ sagt Azzouz im Interview mit dem Revolver Magazin „We are a band that beseeches people from the varying scale of gender, and also people from different ethnic backgrounds, and varying sexualities as well.“