„Wir brauchen alle ein wenig Hoffnung.“ Dieser Satz aus der Doku Water Makes Us Wet: An Ecosexual Adventure von 2017 ist fünf Jahre später nur noch aktueller geworden. Zum Glück erfüllt der Film diesen Anspruch auch. Mit ihm gibt es beim gestern gestarteten Internationalen Frauen Film Fest (IFFF) ein Wiedersehen mit der Aktivistin Annie Sprinkle und ihrer Partnerin Beth Stephens (zumindest für Femgeeks-Leser*innen). Die Beiden haben sich seit einigen Jahren der „Ökosexualität“ verschrieben. Das ist – natürlich – ein Thema in ihrer Doku, die ansonsten den Schwerpunkt auf Wasser und den Klimawandel legt.
Ausgehend von der Dürre und anschließenden Überflutung Kaliforniens im Jahr 2016 begeben sich die Sprinkle und Stephens auf eine Reise, um mehr über Wasserkreisläufe zu lernen. Nach einem Besuch der lokalen Kläranlage in San Francisco fahren sie mit ihrem Wohnmobil durch den Bundesstaat. Es geht zu verschiedenen Forschungsinstituten – in den Bergen, wo das Trinkwasser in San Francisco herkommt und am Meer. Auch eine Wasseraufbereitungsanlage und der Nationalpark, in dem der Weltkonzern Nestlé umstrittene Brunnen betreibt, stehen auf dem Programm.
Rundreise mit Hindernissen
Zu Wort kommen Arbeiter*innen und Forscher*innen und die Familie von Sprinkle. Denn die wissenschaftlichen Erklärungen wechseln sich ab mit Stationen aus ihrem Leben, sowie Verweisen auf ihre frühere Karriere als Sexarbeiterin und Treffen mit anderen Künstler*innen und Aktivist*innen, wie Xandra Coe. Mit der Wissenschaftlerin Sandy Stone übernimmt eine weitere Bekannte des Duos die Rolle als „Sprecherin der Erde“ und macht das so schön – humor- und liebevoll, dass es für mich das absolute Highlight des Films ist.
Wer eine Hochglanzproduktion erwartet, ist hier definitiv falsch, stattdessen gibt es viele persönliche Einblicke in Sprinkles Leben und das ihrer Gesprächspartner*innen. Dabei entsteht ein Wechselspiel aus ernsthaften und leichten Momente, so dass bei allem Handlungsdruck im Angesicht der Klimakrise die anfangs beschworene Hoffnung und Leichtigkeit am Ende überwiegt.
Femgeeks-Leser*innen dürften Sprinkle, Stephens und Stone kennen, denn bereits im letzten Jahr waren die drei beim Frauen Film Fest zu sehen: im Doku-Klassiker Gendernauts von 1999 über Menschen jenseits der Geschlechtergrenzen und dem 2020er Update Genderation über die Entwicklung der Protagonist*innen. Im IFFF-Programm 2021 war außerdem die Doku Story Telling for Earthly Survival über die Philosophin Donna Haraway, die hier ebenfalls einen kleinen Auftritt hat.
IFFF 2022
Das Internationale Frauen Film Fest läuft noch bis zum 3. April in verschiedenen Kinos in Dortmund und Köln. Rund 100 aktuelle Filme von Regiesseur*innen aus 35 Ländern sind zu sehen. Für alle, die nicht vor Ort sein können, sind 15 Filme auf der Video-on-Demand-Plattform zum Festival bis zum 10. April 2022 verfügbar.
Die Doku Water Makes Us Wet kann im Rahmen des IFFF in Deutschland online angesehen werden (auf englisch, mit deutschen Untertiteln). In Köln und Dortmund wird der Film am 1. April in den Kinos gezeigt.