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Howto: Blockliste auf die Twitter-Suche anwenden

@stopifnot ist als Informatikerin notorisch skeptisch, wenn es um technische Lösungen sozialer Probleme geht.
Auf Twitter hat es sich für sie allerdings bewährt.
In ihrer Freizeit pflegt sie deshalb mit viel Hingabe ihre Blockliste. <3

Worum geht es?

Wer regelmäßig auf Twitter unterwegs ist, wird bereits mitbekommen haben, dass die dort bereitgestellten Schutzmechanismen gegen Belästigungen, ausfällig werdende Nutzer_innen und Hate Speech eher dürftig bis unzureichend ausfallen.

So gestattet es Twitter zwar, eine Liste geblockter Accounts anzulegen, deren Beiträge dann nicht mehr in der Timeline oder den Notifications angezeigt werden. So weit, so gut.
Allerdings tauchen die Beiträge geblockter Accounts weiterhin auf, wenn eins die Twitter-Suche benutzt, um z.B. ein aktuelles Hashtag zu verfolgen.

Populäre Hashtags wie #aufschrei ziehen leider auch fast zwangsläufig Trolle und Hater an. Ebenso ist Hashtag-Spam, also das zumeist automatisierte Zumüllen trendender Hashtags mit off-topic Werbung, ziemlich häufig.

Randi Lee Harper stellte deshalb vor Kurzem auf ihrem Blog eine Möglichkeit vor, um die Tweets geblockter Accounts aus der Twittersuche auszublenden.

Leider blendet Harpers Methode diese Tweets nicht nur in der Suche, sondern *überall* auf Twitter aus. Beim direkten Aufruf eines geblockten Tweets ist dann nur noch eine leere Seite zu sehen.

Das ist effizient – kann Twitter für dich aber potentiell unsicherer machen. Bekommst du etwa von einer_m Bekannten einen Hinweis auf einen Tweet eines geblockten Accounts, kannst du ihn nicht mehr einfach so anschauen und bei Bedarf dokumentieren (ohne dich vorher umständlich auszuloggen).

Ich habe also nach einer Möglichkeit gesucht, Harpers Ansatz zu erweitern, um dafür zu sorgen, dass wirklich nur Tweets in der Suche bzw. Hashtag-Ansicht verschwinden.

Die Anleitung

tl;dr für Fortgeschrittene: Du installierst – sofern noch nicht vorhanden – einen Adblocker in deinem Browser und legst dort die Filterregel `twitter.com##body.AdaptiveSearchPage div[data-you-block=“true“]` an. Fertig!

Schritt für Schritt:
Du benötigst einen beliebigen Browser (z.B. Chrome, Opera, Firefox, …), in dem sich eine Adblocking-Erweiterung installieren lässt.
Gängige Adblocker sind z.B.:

* uBlock Origin,
* AdBlock oder
* Adblock Plus

Die Installation erledigt sich in wenigen Klicks (wie genau, steht auf der Webseite der jeweiligen Erweiterung). Im Zweifel empfehle ich uBlock, da er Open Source ist.

Firefox mit uBlock Origin:

1. Klicke auf Menu > Add-ons oder drücke Strg + Shift + A

2. Klick auf uBlock Origin > Preferences (Eigenschaften)

3. Scroll ganz runter und klicke auf Show Dashboard (Dashboard anzeigen).

4. Wähle das Tab My filters (Meine Filter).

5. Gib dort eine Zeile mit `twitter.com##body.AdaptiveSearchPage div[data-you-block=“true“]` ein. Das ist die Filterregel.

6. Klicke auf Apply Changes (Änderungen anwenden). Voilà, fertig!

Firefox mit Adblock Plus:

1. Klicke auf Menu > Add-ons oder drücke Strg + Shift + A

2. Klick auf Adblock Plus > Preferences (Eigenschaften)

3. Klicke Filter preferences… (Filtereigenschaften…) und wähle den Reiter Custom Filters (Eigene Filter).

4. Klicke Add Filter Group (Filtergruppe hinzufügen) und gib beispielsweise „Twitter“ als Filter-Namen ein.

5. Klicke anschließend auf Actions (Aktionen) > Show/hide filters (Filter anzeigen/verstecken).

6. Auf der rechten Seite taucht nun ein zusätzliches Feld auf. Klicke dort auf Add Filter und gib bei Filter Rule (Filterregel) den Text `twitter.com##body.AdaptiveSearchPage div[data-you-block=“true“]` ein.

7. Klick auf Close (Schließen). Der Filter ist jetzt aktiv, du bist fertig!

Wie funktioniert das genau?

Sobald du dich auf twitter.com einloggst, versieht Twitter die Tweets geblockter User_innen, die irgendwo auf der Seite in deinem Sichtfeld auftauchen, mit einer unsichtbaren Markierung.
Twitter weiß also durchaus bescheid darüber, dass du diese Inhalte eigentlich nicht sehen willst. Technisch gesehen wäre es ein Leichtes, ihn auszublenden – allerdings setzt Twitter dies nicht von selbst um.

Das Adblock-Plugin schließt diese Lücke. Es greift auf die unsichtbare Information zu und blendet entsprechende Inhalte aus – genau so, wie es sonst mit unerwünschter Werbung passieren würde.

Achtung!

Der Filter wirkt sich nur beim Surfen auf der Twitter-Website mit dem entsprechend präparierten Browser aus!
Clients wie Tweetdeck oder Smartphone-Apps bringen (hoffentlich) eigene Filter gegen unerwünschte Inhalte mit.

Du solltest dir immer bewusst sein, dass allein durchs Blocken noch keiner der Accounts an Twitter gemeldet wird.
Willst du also jemand für Bedrohungen, Beleidigungen oder einfach nur Spam melden, musst du das extra tun.

Strafrechtlich relevante Bedrohungen gegen deine Person solltest du stets ernst nehmen und dokumentieren, um sie ggf. an Strafverfolgungsbehörden melden zu können.

Blocken – ist das nicht Zensur?

Nö. Ebenso wie Adblocker nicht Werbung aus dem Internet „weglöschen“, und Fernsehsender sich nicht in Luft auflösen, sobald eins den Fernseher ausschaltet, blendet auch dieser Filter lediglich Inhalte aus, die du sowieso nicht sehen wolltest.
Er funktioniert nur für dich persönlich. Surft jemand ohne entsprechende Filter die gleichen Seiten an wie du, sind für sie_ihn weiterhin alle Beiträge zu sehen.

Trolle argumentieren gern nach dem Schema „wer blockt, zensiert abweichende Meinungen!!!11!einself“. Das ist Quatsch, denn der_die Betreffende wird durch deine Blocks nicht daran gehindert, sich zu äußern. Freie Meinungsäußerung bedeutet nicht, dass andere gezwungen werden könnten, sich diese Äußerungen anzuhören.

Noch ein Tipp zum Schluss

Besonders effizient ist dieser Filter in Kombination mit automatisierten Block-Werkzeugen wie Block Together oder The Block Bot. Sie ermöglichen das automatisierte Abonnieren von mit anderen User_innen gemeinsam geführten Blocklisten und bei Bedarf auch das Weitergeben deiner Blockliste an andere.

2 Antworten auf „Howto: Blockliste auf die Twitter-Suche anwenden“

„Das ist effizient – kann Twitter für dich aber potentiell unsicherer machen. Bekommst du etwa von einer_m Bekannten einen Hinweis auf einen Tweet eines geblockten Accounts, kannst du ihn nicht mehr einfach so anschauen und bei Bedarf dokumentieren (ohne dich vorher umständlich auszuloggen).“

ähmmm. Hat nicht jeder aktuelle Browser die Funktion „Privates Fenster“ „Inkognito Fenster“?

Ein privates Tab zu öffnen, in dem man dann erstmal nicht eingeloggt ist, ist natürlich eine Möglichkeit, ja. Danke für den Hinweis.

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