Gibt es eine frauendeindliche Kampagne in der englisch-sprachigen Wikipedia? Diese Frage warf Autorin Amanda Fillapacci vor einigen Tagen auf. US-Autorinnen waren aus derKategorie “American Novelists” (US-amerikanische Romanautor_innen) in “American Women Novelists” (weibliche US-amerikanische Romanautoren) verschoben worden. Seitdem wurde in Blogs, bei Magazinen und in der Wikipedia heiß diskutiert.
Einige Wikipedianer(_innen?) griffen dabei leider zum altbewährten Mittel “edit war” – dem Kampf um die Wikipedia-Inhalte. Die Diskussionsseiten, auf denen die Inhalte der Wikipedia-Einträge debattiert werden, wurden im besten Fall ein Anlass für Popcorn, im schlimmsten für das wiederholte Aufeinandertreffen der eigenen Stirn mit Schreibtisch oder Handinnenfläche. Viele der Änderungen wurden schnell rückgängig gemacht, doch diese Kämpfe binden Zeit, Kraft und Aufmerksamkeit und manchmal bleiben böswillige Änderungen bestehen.
Bloggerin Liz Henry zweifelte an, ob es tatsächlich eine koordinierte Kampagne gegeben hätte und verwies auf das generelle Kategorisierungsproblem. Dass die Veränderungen von mehr als einem „missgeleitetem Wikipedianer“ durchgeführt wurden, hat Fillapacci beim Magazin The Atlantic noch einmal deutlich gemacht. Auf der Mailingliste zum Wikipedia Gender Gap wurde das deutsche System mit den Kategorien „Mann“ und „Frau“ als Beispiel erwähnt, das auch hier in den Kommentaren angebracht wurde. Die Nutzung von CatScan, einem Programm zur Suche in (Unter-)Kategorien, dürfte allerdings den wenigsten Nutzer_innen bekannt sein.
Die Frage, wie und in welcher Form Frauen in der Wikipedia eingeordnet und sichtbar werden, ist bisher noch sehr wenig behandelt worden. Und wenn, merkt Adrianne Wadewitz an, fehlt eine Perspektive: die der Wikipedianerinnen. Damit etablierten Medien gerade eine einzige Erzählperspektive, in der sexistische Männer in der Wikipedia von feministischen Frauen außerhalb der Wikipedia belehrt werden (müssen). In der Debatte um die Sichtbarkeit von Frauen in der Wikipedia-Debatte werden somit bestimmte Frauen in der Wikipedia, die Wikipedianerinnen, unsichtbar gemacht.
Am Ende sind die verwendeten Strategien, die aufgeworfenen Fragen, die Argumente in den Debatten alte Bekannte. Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass struktureller Sexismus auch in der Diskussion selbst zu finden ist. Und während einige Probleme sich auch technisch lösen lassen, dürften uns edit wars und Kategorisierungen noch lange begleiten.
Eine Antwort auf „Was wir aus der Wikipedia-Debatte lernen“
[…] Nö, von denen möchte ich echt nichts lernen. (Die Bockigkeit -ähh Zickigkeit – in meinen Worten könnt ihr den Hormonen der Wechseljahre zuschreiben. Frauen sind da so.) […]