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32C3: Die Ruhe vor dem Sturm

Dieser Artikel ist Teil 1 von 5 in der Serie 32C3

Ab heute wird Hamburg wieder von 12.000 netzaffinen Aktivist*innen, Hacker*innen und „Digital Natives“ besucht: der 32. Chaos Communication Congress hat begonnen. Er wird jedes Jahr zum Jahreswechsel vom Chaos Computer Club veranstaltet und Natanji berichtet in diesen Tagen ab und zu auf Femgeeks, was sie dort erlebt.

Tag 0

Der 26. Dezember (also bei erscheinen dieses Beitrags gestern) ist offiziell vor Beginn des Congress. Bereits an diesem Tag laufen aber eine ganze Menge Leute im Congress Center Hamburg herum, um die verschiedenen mitgebrachten Projekte aufzubauen oder sich schon einmal in der „Ruhe vor dem Sturm“ mit lieb gewonnen Menschen zu treffen. Der Congress ist, wie später auch in der Keynote betont werden wird, ein „community event“ – das bedeutet, dass er ganz überwiegend von ehrenamtlich Helfenden getragen wird.

Auf der einen Seite sind dort die „Engel“, die kleine Aufgaben wie Barschichten übernehmen und an diesem Tag ganz besonders viel Einrichtung aufbauen (letztes Jahr über 1000 Personen). Auf der anderen gibt es die so genannten „Assemblies“ – Projektgruppen zwischen einer handvoll und einigen Dutzend Personen, die gemeinsam in Tischgruppen sitzen wollen und dort mit Strom und Kabel-Netz versorgt werden. Sie haben von blinkenden LED-Lichtern bis zu klobigen 3D-Druckern alles Mögliche mitgebracht und laden Außenstehende in den folgenden Tagen dazu ein, mit ihnen über ihre Themen in Kontakt zu treten.

Es lohnt sich bereits, sich in dieser noch eher ruhige Phase (mit vielleicht erst 1000 Menschen im Gebäude) um die grundlegenden Bedürfnisse zu kümmern, die an Tag 1 bereits langes Schlange stehen bedeuten werden: ich melde mich als Engel an, hole mir mit meiner Eintrittskarte (ein QR-Code) mein FestivalCongressbändchen ab und registriere mein mitgebrachtes DECT-Telefon im Chaos-eigenen Netz. Das ist die einfachste Möglichkeit, hier im riesigen Gebäude Freunde wie Unbekannte zu erreichen – das Telefonbuch ist öffentlich und fasst tausende von Nummern. Überhaupt lieben es die Hacker, ihre eigenen Netzwerke zu betreiben: neben dem Haustelefonnetz gibt es:

  • ein eigenes GSM-Handynetz (die Frequenzen wurden freundlicherweise für ein paar Tage von Vodafone zur Verfügung gestellt), das mit dem Haustelefonnetz verbunden ist,
  • eine schnelle Internetversorgung über ein selbst verlegtes schnelles Kabelnetz, in dem sich auch einige private Fileserver befinden, über die große Mengen Pornografie, aber auch Filme und Videospiele getauscht werden,
  • eine eher langsame und etwas wackelige Internetversorgung über das besonders in den großen Hörsälen oftmals überlastetes WLAN, was auch den zigtausend mobilen Geräten die Nutzung erlaubt,
  • und sogar eine mit Plastikröhren quer durchs Gebäude verlegte Rohrpost (!), die so genannte „Seidenstraße“ – diesmal allerdings deutlich weniger stark vernetzt als im letzten Jahr.

Ich wohne heute noch dem Treffen des Awareness Teams bei und werde prompt hinzurekrutiert. Das Team wird offiziell von der Orga des CCC unterstützt und hat eine eigene Rufnummer im internen Netz (113), die jeden Tag besetzt ist und bei Übergriffen oder *istischem Verhalten dazugeholt werden kann Natürlich hoffe ich dabei, möglichst wenig zu tun zu haben.

Ansonsten ist das Assembly meiner Wahl natürlich die „Queer Feminist Geeks“. Diese Gruppe gibt es bereits seit einigen Jahren und sie hat im Sommer bei Sommercamp des CCC richtig fahrt aufgenommen. Gut erreichbar, nahe bei den anarchistischen Assemblies, und mit einer ruhigen Kuschelecke unter der Treppe – wenn ihr beim Congress seid, dann kommt gerne vorbei!

Später gibt es dann heute noch mindestens einen Beitrag zu „heute“, also Tag 1.

 

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