In Berlin ist gerade Berlinale-Zeit und das heißt auch, dass es einmal etwas leichter ist Filme anzuschauen, die nicht in Westeuropa oder Nordamerika geschrieben und proudziert wurden. Das stellt viele (vorrangig weiße) deutsche Journalist_innen und Blogger_innen vor schier unüberwindbare Hürden: Wie schreiben über diese Filme?
Im Berlinale-Blog des Missy Magazines gibt es leider gleich einmal ein Negativ-Beispiel [CW: rassistische Begriffe und Darstellungen]. Es beginnt schon in der Überschrift: “Fremde Welten?” wird dort unkreativ, exotisierend getitelt. In dem Beitrag werden zwei Filme besprochen, zum einen „Elelwani“ von Ntshavheni wa Luruli und zum anderen „Gut Renovation“ von Su Friedrich.
Ich nehme den Text als Inspiration für ein paar spontane Kritiker_innen-Tipps:
- Vermeide kolonial-rassistisch Vokabular. Eigentlich selbsterklärend, aber ja leider nicht selbstverständlich. Begriffe wie “Stamm”, “ihr Volk” etc. gehören in keine Filmbesprechung (und auch sonst nirgends hin).
- Nimm die Herausforderung an, einen Text zu schreiben ohne das Wort “archaisch” zu verwenden.
- Exotisere nicht (“durchgeknallte Medizinmänner”, really?). Und wenn du damit überfordert bist, bist du ganz vielleicht auch die falsche Person für die Besprechung.
- Wenn du ein “uns” konsturierst als Zuschauer_innen, benenne klar, wer_welche Teil dieses “uns” sein soll. Reflektiere deine Position.
- Stelle nicht der Besprechung eines afrikanischen Films (der ja soooo “fremd” ist), der eines westlichen Films gegenüber (der ja so viel zugänglicher ist). Das trägt nur noch weiter zum othering bei.
- Vielleicht sollte mensch auch mal Expert_innen zu Filmen afrikanischer Filmemacher_innen zu Wort kommen lassen – da viele Kritiker_innen, die sonst eher europäische/us-amerikanische Filme besprechen, weit weg von ihrer Expertise sind.
- Bespreche diese Filme als das, was sie sind: Kunst.
Der Text ist zu erst auf Afrika Wissen Schaft erschienen.
Eine Antwort auf „Wie über afrikanische Filme schreiben (Ein Berlinale-Spezial)“
Mir aus der Seele gesprochen!
Vergleiche dazu meine Besprechung heute auf Berlin-Woman über 3 Filme von 3 Native-Regisseurinnen.
Grüße sendet Gabi Helmchen