Ende letzten Jahres war ich auf dem 34. Chaos Communication Congress in Leipzig.
Schon vor dem Congress wurde das Verhalten des Organisationsteams im Umgang mit gewalttätigen Menschen aus guten Gründen von verschiedenen Seiten scharf kritisiert. Auch auf dem Congress selbst wurden die Probleme thematisiert (in Gesprächen, am Rande von Talks und in eigenen Lightning Talks). Für viele Feminist*innen und Betroffene von Belästigung und Gewalt ist die Veranstaltung (gemeinsam mit anderen Veranstaltungen und Orten des Chaos Computer Clubs) längst zu einem vermeidenswerten Ort geworden. Daher mag die Veranstaltung abschreckend wirken, was ich bedauerlich finde, denn eine Veranstaltung die durch knapp 15000 Personen gestaltet wird, ist vielseitig.
Ich wollte hier bewusst die Debatten vom letzten Monat (und Jahr) noch mal anreissen, sie sind wichtig und die Probleme werden sich nicht in Luft auflösen. Ich will mich aber an dieser Stelle nicht intensiv damit auseinandersetzen. Ich habe das, wie auch andere Leute, schon vor Jahren getan (ein Beispiel von Helga zum 30c3). Ja, wir haben das, was scheiße läuft, schon lange und immer noch auf dem Schirm (mit CoCs auf Konferenzen, mit dem Umgang mit Tätern, mit der Zusammensetzung der Hackerszene). Wir beobachten, wir sind entgegen der Annahme eines hoch-sichtbaren und einflussreichen CCC Mitglieds anwesend (siehe auch LiveBlog vom 32c3, Rückblick vom 33c3). Wir tragen zu Veränderung bei wo wir können. Wir ziehen uns raus, atmen durch, kommen wieder, oder auch nicht:
Female nerds go to the C3, experience shit or hopefully are warned by a whisper network. Try to speak up and change something. Are told to STFU to get results. Don’t come back (or stay silently). Are dismissed as outsiders.
Rinse and repeat.#34C3— Helga Hansen (@hanhaiwen) 30. Dezember 2017
Ich gehöre momentan noch zu den Personen, die wiederkommen. Dieses Mal habe ich wieder großartige Menschen getroffen und unglaublich viele Eindrücke mitgenommen, die mich aus einem persönlichen Tief geholt haben. Es gibt außerdem einiges zu tun, nicht nur was die oben beschriebenen Probleme angeht. Auf dem Congress wird auch abseits von Haecksen-Treffen und Feminist Geek Gatherings Themen Raum gegeben, die Feminist Issues sind. Auch wenn das auf den ersten Blick gar nicht so scheinen mag. Ein paar Beispiele im Auszug:
- Social Bots die irgendwie plötzlich doch Personen sind, sind ein feministisches Thema.
- Was mit technologischen Entwicklungen schiefläuft und wie künstliche Intelligenz zu Diskriminierung beiträgt sind feministische Themen.
- Spionierende IoT-Geräte wie Kameras und Sextoys, die die Privatsphäre gefährden, sind ein feministisches Thema.
- Was Überwachung durch Algorithmen mit unserem Verhalten macht (Social Cooling), ist ein feministisches Thema.
Im Sinne des Konferenzmottos Tuwat möchte ich dieses Jahr unter anderem wieder bloggen und diese (und andere) Themen für mich aufgreifen.