[Hinweis zum Inhalt: Beschreibungen von (sexualisierter) Gewalt]
Diese unrühmliche Wendung scheint die Woche zu nehmen, wenn frau sich die Computer-, Netz- und Spiele-Meldungen der letzten Tage anschaut. So ging es noch erfreulich los, als Anita Sarkeesian endlich ihre lang erwartete Reihe “Tropes vs. Women” begann. Auch die Väter, die dank ihrer Töchter den Mangel an Computerspielheldinnen erkennen und etwas dagegen tun, sorgen für Begeisterung. Dass Unilever jetzt „Hacktivismus“ für sich entdeckt hat, um weiter das Image als Retter verunsicherter Frauen aufzupolieren, trübt die Freunde bereits.
Richtig eklig sind allerdings einige der Reaktionen. Die über 1400 Kommentare unter Mike Mikas Video enthalten eine Menge „Kritik“, er habe das Spiel nicht „richtig gehackt“, sondern „nur modifiziert“. Doch es geht noch weiter: Endlich könne man Pauline gut sehen und dazu masturbieren. Schließlich gibt es Drohungen gegen die drei-jährige Tochter Mikas. Wenn Sie tot wäre, würde es der Welt einen Gefallen tun. Inzwischen sind derartige Kommentare weitestgehend ausgeblendet aufgrund negativer Bewertungen – regelmäßige Beschwerden über Zensur folgen.
Der gleiche Vorwurf wird auch an Sarkeesian gerichtet, die nach den Erfahrungen der letzten Videos, ihrer Kickstarter-Kampagne und dem TED-Talk die YouTube-Kommentare ausgeschaltet hat. Fraglich bleibt, welche obskuren Ideen die Verschwörungstheoretiker nun ausbrüten werden. Augenscheinlich ist Sarkeesian ja nicht mit dem Geld durchgebrannt oder hat es in Designerschuhe investiert, sondern ausgiebig recherchiert.
Vom absoluten Tiefpunkt berichtet Ars Technica in einer ausführlichen Reportage über die „Ratter-Kultur“. Benannt nach dem Remote Administration Tool (RAT), das die feindliche Übernahme fremder Rechner ermöglicht, terrorisieren vor allem männliche Jugendliche Mädchen und Frauen. Selbst mit wenig Ahnung ausgestattet, müssen sie ihre Ziele nur dazu bringen, eine infizierte Datei zu öffnen. Wie bei vielen anderen Viren auch, geschieht dies heute vor allem dank clever benannter Dateien in Tauschbörsen oder anderem social engineering. Danach können Sie etwa Passwörter ausspionieren, Icons verschwinden lassen oder Programme manipulieren – am beliebtesten scheint es allerdings zu sein, Nacktbilder zu suchen, Frauen ohne ihre Einwilligung zu beobachten oder mit dem Abspielen von Pornos zu erschrecken. Wenig erstaunlich, dass die Betroffenen „Sklavinnen“ genannt werden.
Interessant sind dabei dabei zwei Mechanismen. Zunächst wird die alte Aluhut-Angst zur Realität. Allerdings spionieren nicht Firmen und Regierungen einfache Menschen aus. Stattdessen wird das Internet von jungen Männern zu einem Raum gemacht, der für Mädchen und Frauen nicht sicher ist. Hierbei üben sie gezielt ihre Macht gegenüber denen aus, die sie als schwächer einschätzen. Dabei nutzen sie aus, dass es wenig Bewußtsein für das Problem gibt und Betroffene sich nur schwer wehren können.
Spannend wird nun die Frage, wie damit weiter umgegangen wird. Heißt es wieder einmal “boys will be boys”? Werden sich eines Tages Regierungen öffentlich für besseren Schutz gegen RATs einsetzen? Werden jemals Täter verurteilt werden und wenn ja – nach welchen Gesetzen?
2 Antworten auf „The good, the bad, the ugly.“
Mein Gott, wie schrecklich das mit den Rattern. Wer ein Opfer von solchen Typen wird, kann fürs Leben gezeichnet sein.
[…] The good, the bad, the ugly, Femgeeks, aufgerufen am […]