Spell on Wheels
Worum geht es: Hexerei gibt es wirklich, auch 2017 noch. Jolene, Claire und Andy wohnen in ihrer Hexen WG und versuchen sich durch Jahrmärkte etwas Geld dazu zu verdienen. Doch als ihr Haus von einem Unbekannten ausgeraubt wird müssen sich die drei auf einen Roadtrip begeben, der ihre unterschiedlichen Talente auf die Probe stellt. Bald stellt sich heraus, dass es sich um keinen wahllosen Einbruchsdiebstahl handelt…
Wer macht es: Kate Leth ist eine kanadische Autorin und Zeichnerin. Bekannte Werke sind beispielsweise „Hellcat“, „Fresh Romance“ und „Bravest Warriors“. Leth hat außerdem „Beware the Valkyries“ gegründet, ein Space für Frauen, die im Comicverkaufs-Business tätigt sind. Megan Levens ist eine amerikanische Künstlerin, die bereits durch „Fables“, „Madame Frankenstein“ und „Buffy“ einiges an Erfahrung sammeln konnte. Marissa Louise ist eine Koloristin, die für DarkHorse („Semi Automatic“), OniPress („Merry Men“) und Boom! gearbeitet hat. Außerdem schreibt sie für das wundervolle Blog „Women Write About Comics“ die Reihe Colorist on Colour.
Wo ist da der Feminismus: Ein diverses Trio, bei dem die weiße Frau nicht im Vordergrund steht. Die Figuren sind glaubwürdig und ihre Reibungen werden nachvollziehbar dargestellt. Die Freundschaft zwischen den Frauen zeigt, wie wichtig gegenseitiger Support ist. Ohne zu viel zu verraten zu wollen, steckt hinter dem Einbruch zum Teil ein sehr feministisches Thema.
Sugar Town
Worum geht es: Hazel ist über die Feiertage in ihrer alten Heimatstadt. Beim Ausgehen trifft sie auf die sehr offene Argent und ist sofort verzaubert. Die beiden haben ein Date und alles ist super. Auch Hazels fester Freund Gregor hat damit kein Problem. Hazel merkt schnell, dass sie stärkere Gefühle für Argent hat, als eine kurze Romanze hergibt. Also beschließt sie ihr ein besonderes Abschiedsgeschenk zu machen.
Wer macht es: Hazel Newlevant ist eine Autorin und Zeichnerin, die unter anderem „Tender-Hearted“, „No Ivy League“, und „If This Be Sin“ veröffentlicht hat. Außerdem ist sie Mitherausgeberin von Lion Forge Comics und hat die Anthologien „Chainmail Bikini“ und „Comics for Choice“ herausgegeben.
Wo ist da der Feminismus: Der Comic erzählt, wie polyamoröse Beziehungen funktionieren und räumt dadurch mit allen Klischees auf. Trotz der Aufregung, eine neue Liebhaber*In getroffen zu haben, teilt Newlevant auch ihren Neid auf Gregors Zeit mit Rebecca und ihre Nervosität, ihm zu sagen, dass sie ihn liebt. Es ist eine sehr menschliche Geschichte darüber, wie reale Beziehungen außerhalb binärer Definitionen funktionieren können.
Ladycastle
Worum geht es: Als König Mancastle und seine Vasallen auf einem Kreuzzug davonreiten, sind die zu Hause bleibenden Frauen, zunächst nicht allzu traurig. Doch als die Männer von einem Drachen gefressen werden und einen Fluch heraufbeschwören, der Monster auf die Burg lockt müssen die Frauen ran. Also ist jetzt Schmiedin Merinor König*In, Prinzessin Aeve Anführerin der Soldaten, ihre Schwester ihr Knappe und der einzige übriggebliebene (und am wenigsten fähige) Ritter Sir Riddick ist…auch irgendwie da. Gemeinsam stellen sie sich den Herausforderungen des Fluchs, auf ihre Weise, und stellen dabei fest: Nicht alles muss mit dem Schwert gelöst werden.
Wer macht es: Delilah S. Dawson ist bisher vor allem als Romanautorin aufgefallen („Wake of Vultures“, „Wicked as She Wants“). Dort ist sie eine Expertin was Fantasy angeht, vor allem für jüngeres Publikum. In Sachen Comics hat sie „Adventure Time“ und „Star Wars“ geschrieben. Für die unterschiedlichen Genres und Stoffe verwendet sie Pseudonyme wie Lila Bowen und Ava Lovelace.
Die Zeichnerin Ashley A. Woods hat ihren Anfang mit 18 Jahren mit der Selbstveröffentlichung ihrer Action-Fantasy-Serie „Millennia War“ gemacht. 2015 war ihr Beitrag „Family Portrait“ die Eröffnungsarbeit in APB: Artists Against Police Brutality. Es folgten „Niobe: She is Life“ und zuletzt „Tomb Raider: Survivor’s Crusade“.
Becca Farrow hat neben ihrer Arbeit für Boom! auch an „Red Sonja“ für IDW gearbeitet, die Irin Rebecca Nalty hat unter anderem „Zodiac Startforce“, „Hi-Fi Fightclub“ und „Angel & Faith“ koloriert. Letterer Jim Campbell arbeitet an den unterschiedlichsten Serien mit, wie etwa „Giant Days“, „There’s nothing there“ oder „The Wilds“.
Wo ist da der Feminismus: Allein die Ausgangssituation, die mit vielen Fantasy und Märchen-Tropen bricht, stellt den Comic positiv heraus. Im weiteren Verlauf der Handlung kommen durch Dialoge, Entscheidungen der Figuren und Auftreten neuer Charaktere noch mehr Situationen hinzu, die Raum für feministische Positionen geben. Rassismus, Islamfeindlichkeit, der Umgang mit Dis_ability sind nur einige wenige davon. Dabei behält der Comic stets einen affirmativen, lockeren Ton und gespickt mit popkulturellen Anspielungen. Aber es gibt auch Schwachstellen: Wie in den Kommentaren richtig angemerkt wurde, gibt es unter anderem Momente, die cissexistisch und transfeindlich verstanden werden können. An dieser Stelle also eine klare Content Warning.
3 Antworten auf „Feministische Comic Auslese #6: Spell on Wheels, Sugar Town, Ladycastle“
Die klingen alle drei gut! Ich muss mehr Comics lesen…
Liebe Grüße
Sabrina
Ich habe gerade die (4) Ladycastle-Comics durchgelesen und wollte anmerken, dass es ein paar Szenen/Dynamiken im Buch gibt, die ich sehr Binär-Geschlechtlich und Trans*-feindlich finde. Außerdem gibt es auch starke adultistische Dynamiken. Ich fänd einen Hinweis in dem Artikel mega-wichtig!
Ich beschreibe nun ein paar Sachen genauer.
*Spoiler*
Bzgl. Gwyneff
Die Art, wie Gwyneff immer wieder in der Geschichte von anderen, älteren Charakteren dazu gedrängt wird eine bestimmte (gegenderte) Rolle in der „Familie“/Gruppe einzunehmen. Außerdem wird sie_er mehrmals von älteren Personen aufgefordert, etwas bestimmtes zu tun, was sie_er nicht möchte. (Am Ende von Band 2 sagt „King Merinor“ zur ihr_ihm: „Become the princess you were meant to be. Trust me.“; in Band 3 sagt Philicia zu ihr_ihm, als sie_er erfährt, dass Philicia ihre_seine Mutter (die bei der Geburt gestorben ist) kannte: „She […] always did her duty for the castle. Can you do the same?“ Und fordert damit, dass sie_er sich „gut benimmt“ und ein Kleid trägt.) Gegen Ende von Band 3 sagt Prinzessin Aeve zu Gwyneff: „To thine own self be true. Be you. You saved us today. You know while wearing a dumb gown. In a dress or an armor, you’re still you.“. Es wird in keinster Weise die Problematik thematisiert, dass Gwyneff von anderen gedrängt wird, Kleider zu tragen und sich in der Rolle der Prinzessin wohlzufühlen, wenn sie_er es nicht tut.
Außerdem:
Das sind ein paar der Situationen, die ich jetzt nochmal rausgesucht habe, die mir ganz schön Bauchschmerzen bereitet haben.
Ansonsten wird direkt am Anfang des ersten Bandes ein Kommentar gemacht der Frauen die nicht menstruieren oder anders als eine definierte Norm von „ein Mal monatlich“ menstruieren. („How do i keep costumers whem everyone already bleeds once a month?“) Oder hab ich den Kommentar/die Anspielung irgendwie falsch verstanden?
Ansonsten fand ich große Teile der Geschichte ziemlich cool und spannend und haben Spaß gemacht zu lesen, aber diese beschriebenen Sachen und vorallem Gwyneffs Rolle und der Umgang mit ihr_ihm haben mir beim Lesen ziemliche Bauchschmerzen bereitet :/
hey K*
vielen dank für deinen Kommentar und die richtigen Anmerkungen. Ich persönlich habe die Situationen nicht so empfunden, das heißt aber nicht, dass andere trans* Personen davon nicht verletzt werden können. Habe einen Hinweis im Text hinzufgefügt.
Zu deinem ausgeführtem Beispiel mit Gwyneff bin ich persönlich tatsächlich etwas anderer Meinung. Die Person befindet sich in einem Reifeprozess mit einigen Unsicherheiten. Daher finde ich es in Ordnung, wenn Gwyneff unliebsame Dinge tun muss. Aeves Satz „to thine self be true“ empfinde ich dabei als Auflösung. Aeve sagt ja quasi, auch wenn wir uns den äußeren Umständen anpassen, bleiben wir wir selbst.
Das mit den Perioden-Blutungen hab ich jetzt nicht so recht verstanden. Also weder im Comic noch warum das ein negativer Kommentar sein soll?