Melek + ich
Worum geht es:
Nici ist Wissenschaftlerin und betrinkt sich gern in der Bar nebenan. Heimlich baut sie Melek, einen Körper, mit dem sie in parallele Dimensionen reisen kann. In einer dieser Dimensionen begegnet sie in Meleks Körper Nici — also sich selbst — und geht mit ihr eine Beziehung ein.
Wer macht es:
Lina Ehrentraut ist Comickünstlerin und Illustratorin aus Leipzig. Zusammen mit ihrem Kollektiv SQUASH publiziert sie das SQUASH-Zine und stellt gelegentlich aus. Sie wurde für ihre Arbeit mit dem „e.o. plauen Preis“ ausgezeichnet.
Wo ist da der Feminismus:
Spekulative Science-Fiction hat Autor*innen jeher die Möglichkeit gegeben, andere – vielleicht bessere – Zeiten und Welten zu imaginieren. Lina Ehrentraut nutzt das und schafft einen Ort abseits von heteronormativen Welten. Sie nutzt diesen Raum für einen kritisch-selbstreflexsiven Blick auf uns selbst und unsere Entscheidungen. Ein autobiografisches Spiel mit den eigenen Potentialen und ein ausdrucksstarkes queeres Liebesabenteuer noch dazu.
On a Sunbeam (Auf einem Sonnenstrahl)
Worum geht es:
Mia ist das neueste Mitglied an Bord eines Raumschiffs, dessen Mannschaft zerfallene Weltraumarchitektur restauriert. Für Mia wird die Gemeinschaft schnell zu einer zweiten Familie, doch die Erinnerungen an ihre Zeit im Internat, als sie sich in die geheimnisvolle neue Schülerin Grace verliebte, lassen sie nicht los. Zusammen macht die Crew sich auf zu einer gefährlichen Reise ans Ende der Galaxie.
Wer macht es:
Tillie Walden gehört zu den kreativsten und besten Comiczeichner*innen der letzten Jahre. Ihre Arbeiten (Spining/Pirouetten, Are you listening/West, West Texas) wurden bereits mehrfach mit dem Ignatz Award und dem renommierten Eisner Award ausgezeichnet. Für „Auf einem Sonnenstrahl“ erhielt sie 2019 den L.A. Times Book Prize. Tillie Walden unterrichtet am Center for Cartoon Studies in Vermont.
Wo ist da der Feminismus:
Waldens ursprünglich als Webcomic erschienenes Mammutwerk erzählt ein emotionales Weltraumabenteuer. Die Crew des Raumschiffes ist so ganz anders als in den meisten Science Fiction Geschichten und bietet so eine wunderbare, spannende Alternative zu den sonst meist cis het männlich dominierten Erzählungen aus dem Genre. Gleichzeitig schafft Walden durch die Verlorenheit in der Unendlichkeit des Weltraums eine hervorragende Analogie zu der Gefühlswelt einer jungen, heranwachsenden Person, die ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden hat. Dabei bleibt sie trotz aller Konflikte die die Figuren mit sich und untereinander durchleben am Ende optimistisch.
Steinfrucht
Worum geht es:
Die großen Fragen nach Zugehörigkeit, Liebe, Akzeptanz und dem richtigen Umgang mit Traumata werfen ihre Schatten auf die queere Beziehung von Bron, einer trans*Person, und Ray, deren ohnehin nicht einfache Liebesbeziehung zusätzlich dem Druck ihrer beiden Familien standhalten muss. Eine Befreiung aus ihrem Alltag und eine willkommene Ablenkung von diesen Problemen sind die regelmäßigen Ausflüge mit Rays junger Nichte Nessie, persönliche Höhepunkte voller Wildheit, Lebensfreude und einer verloren geglaubten Leichtigkeit.
Wer macht es:
Lee Lai ist eine australische Comiczeichnerin, die derzeit in Tio’tia: ke (bekannt als Montreal, Quebec) lebt. Ihre Arbeiten wurden in The New Yorker, McSweeneys, Room Magazine und Meanjin Journal vorgestellt. Für Steinfrucht erhielt Lee Lai den nordamerikanischen Independent-Comic-Award Ignatz in den Kategorien Beste Herausragende*r Künstler*in und Herausragende Graphic Novel. Außerdem wurde Lee Lai für dieses Werk als erstes Comic überhaupt bei den National Book Awards für die Kategorie 5 Under 35 Honorees ausgewählt.
Wo ist da der Feminismus:
Lee Lai zeigt in ihrem Langform-Debüt wie anstrengend, vertrackt und kompliziert das queere (Zusammen-)Leben sein kann. Dabei setzt der Comic die fundamentale Bedeutung der Auseinandersetzung der Figuren mit sich selbst in den Vordergrund. In einer queeren Beziehung ist nicht automatisch alles perfekt, nur weil sie queer ist. Aber auch wenn der Ton des Comics über weite Strecken melancholisch bis traurig ist, endet die Erzählung auf einer hoffnungsvollen, positiven Note.