Amazons, Abolitionists and Activists
Worum geht es: Dargestellt werden die Schlüsselfiguren und Ereignisse, die die Frauenrechte von der Antike bis in die Neuzeit vorangebracht haben. Darüber hinaus beleuchtet der Comic die Leben bemerkenswerter Personen im Laufe der Geschichte – von König*innen und Freiheitskämpfer*innen bis hin zu Krieger*innen und Spion*innen – sowie die progressiven Bewegungen, die die Geschichte geprägt haben, wie die Abschaffung der Sklavenhaltung, das allgemeine Wahlrecht, die Reform des Arbeitsrechts, die Bürgerrechtsbewegung, der Kampf um die Rechte von queeren Menschen oder Reproduktionsrechte.
Wer macht es: Mikki Kendall ist ein Schriftstellerin, Rednerin und Bloggerin, deren Arbeiten unter anderem in The Washington Post, The Boston Globe, The Guardian und im TIME-Magazin erschienen sind. Als versierte öffentliche Rednerin spricht sie regelmäßig über Rassismus, Feminismus, Technologie, Popkultur und soziale Medien. 2017 wurde ihr Essay über die Verschränkungen von scharfer Sauce, Jim Crow und Beyoncé von der Association of Food Journalists ausgezeichnet. Sie ist Mitherausgeberin der für den Locus nominierten Anthologie Hidden Youth und gehört zum Hugo-nominierten Redaktionsteam des Fireside Magazins. Zuletzt erschien ihr Buch „Hood Feminism“, ein kritischer Appell an alle Möchtegern-Feministinnen, die schwarze Frauen gerne in ihrem Aktivismus vergessen.
Aster D’Amico ist eine queere Illustratorin, die in der Nähe von Ann Arbor, Michigan, lebt. Ihr bevorzugtes Arbeitsmedium ist die Digitaltechnik, aber sie verwendet auch Aquarellfarbe und Ink Wash. 2016 schloss sie ihr Studium am Columbus College of Art & Design und arbeitet seitdem freiberuflich. Neben ihrem Webcomic „Kid the Adult“ hat sie unter anderem die zweiteilige Anthologie „Dates! An Anthology of Queer Historical Fiction“ und „Cincinnati Super Squad“ veröffentlicht.
Wo ist da der Feminismus: Ein wunderschön gezeichneter, tiefer gehender Einblick in die Geschichte der Frauenrechtsbewegungen und weiterer Minderheiten und deren Intersektionen. Dieses gründlich recherchierte und dringend notwendige Buch sollte in jedem Klassenzimmer, in jeder Bibliothek, in jedem Haushalt gelesen werden.
Black AF: America’s Sweetheart
Worum geht es: Eli Franklin ist ein 15-jähriges Mädchen, das im ländlichen Montana lebt – und sie ist zufällig die mächtigste Person auf diesem Planeten. Nachdem die Welt erfahren hat, dass nur Schwarze Superkräfte haben, gibt Eli ihr Debüt als Superheldin Good Girl. Ihre oberstes Ziel ist es, Menschen zu helfen und die Furcht vor und Vorteile über Schwarzen Leuten mit all ihrer Kraft zu mindern. Doch als eine vermeintliche Superschurkin droht, Eli alles wegzunehmen, worauf sie hingearbeitet hat, gerät während der Auseinandersetzung auch ihr patriotisches Weltbild ins Wanken.
Wer macht es: Writer Kwanza Osajyefo begann seine Karriere als Praktikant bei Marvel Entertainment und arbeitete sich in der Comic-Branche hoch, um schließlich das erste Webcomic-Imprint von DC Comics zu lancieren und die Entwürfe für die digitale Comic-Initiative beizusteueren. Sein „Black-„Universum, in dem ausschließlich Schwarze Superkräfte haben sorgte für hohe Wellen in der Comicwelt. Beim Humanoids-Verlag schuf er außerdem zusammen mit Mark Waid die „Ignited“-Serie.
Jennifer Johnson aus Toronto arbeitet als Game-Artist und Illustratorin zum Beispiel für „Disco Is Dead„. Als Konzeptkünstlerin für Games produziert sie vor allem Illustrationen, die Autor*inen dabei helfen, ihre Visionen zu verwirklichen, und die das allgemeine Aussehen und Gefühl des Spiels bestimmen. In den letzten Jahren war sie auch als Art Direction und Illustratorin bei zahlreichen Medienprojekten tätig. Zu „Black AF: America’s Sweetheart“ auf Wunsch des Kreativteams. Es ist ihr erster professioneller Comic.
Wo ist da der Feminismus: Der Comic fühlt sich zwar wie eine Erinnung an das Silver Age Zeitalter von Comics an ohne die heutige moderne Zeit auszublenden. Ellie ist jung, optimistisch und blickt mit offenen Augen in eine Welt, die für Schwarze noch härter geworden ist. Kwanza Osajyefo macht einen großartigen Kontrast zwischen Ellies Optimismus und Vertrauen und der harten Realität auf. Ellies Geschichte ist mehr als nur ein Re-Telling von Superman als Schwarze Frau. Mit der neue Bedrohung verbindet sie eine sehr persönliche Ebene. Noch dazu ist ihr Vater Chef des Geheimdienstes. Jede Menge politischer Sprengstoff also, die dieser Comic auf spannende Weise thematisiert.
Kindred
Worum geht es: „Kindred“ ist eine Mischung aus Slave Narrative und Zeitreise-Geschichte. Der Comic spielt 1976 und handelt von einer Schwarzen Frau namens Dana, die in ihrem neuen Zuhause in Kalifornien gerade Kisten auspackt, als sie plötzlich in das Maryland des frühen 18. Jahrhunderts transportiert wird, als Sklaverei noch legal ist. Im Verlauf dieser Geschichte reist sie insgesamt sechsmal in der Zeit und verbringt in den vergangenen Monaten immer mehr Zeit während in ihrer Gegenwart nur Stunden vergehen. Danas Zeitreisen hängt mit Rufus Weylin zusammen, einem entfernten Vorfahren von ihr, der der Sohn eines Plantagenbesitzers war und mit einer Sklavin Kinder zeugte. Jedes Mal, wenn Dana in die Vergangenheit zurückgerufen wird, geschieht dies, weil Rufus sie braucht, sei es wegen eines Beinahe-Ertrinkens im Alter von 5 Jahren oder wegen einer blutigen Auseinandersetzung mit 20. Dana nutzt ihre Zeit in der Vergangenheit, um Rufus Leben zum Besseren zu verändern, aber je älter er wird, desto mehr scheint er sich gegen ihren Einfluss zu wehren. Und jedes Mal wird es schwieriger zurück in die Gegenwart zu kommen.
Wer macht es: Octavia Estelle Butler hat zahlreiche Romane verfasst und war die erste Science-Fiction-Autorin, die ein MacArthur-Stipendium („Genie“-Stipendium) erhielt. Sie gewann u.a. den PEN Lifetime Achievement Award und mehrere Nebula- und Hugo-Awards. Butlers erste Geschichte, „Crossover“, wurde 1971 in der Clarion-Anthologie veröffentlicht. „Patternmaster“, ihr erster Roman, erschien 1976. Durch den großen Erfolg ihres „Kindred“-Romans im Jahr 1979 konnte Butler ihren Lebensunterhalt als Vollzeitschriftstellerin bestreiten.
John Jennings ist Mitherausgeber der mit dem Eisner-Preis ausgezeichneten Anthologie „The Blacker the Ink: Constructions of Black Identity in Comics and Sequential Art“. Er ist Professor für Medien- und Kulturwissenschaften an der University of California in Riverside und wurde mit dem Nasir Jones Hiphop Fellowship am Harvard’s Hutchins Center for African & African American Research ausgezeichnet.
Damian Duffy, Karikaturist, Schriftsteller und Comicbuchautor, ist Doktorand an der University of Illinois an der Urbana-Champaign Graduate School of Library and Information Science und einer der Gründer der Eye Trauma Studios. Sein erster zusammen mit John Jennings veröffentlichter Comic „The Hole: Consumer Culture“, wurde 2008 bei Front 40 Press veröffentlicht. Zusammen mit Jennings hat Duffy mehrere Comic-Kunstausstellungen kuratiert, darunter „Other Heroes: African American Comic Book Creators, Characters and Archetypes“ und „Out of Sequence: Underrepresented Voices in American Comics“. Er veröffentlichte außerdem das Buch „Black Comix: African American Independent Comics Art and Culture“. Neben „Kindred“ adaptierte Duffy mit „Parable of the Sower“ einen weiteren Roman von Octavia Butler als Comic.
Wo ist da der Feminismus: Als Comic ist Octavia Butlers „Kindred“ eine noch stärkere Betrachtung des Verhältnisses der Schwarzen Amerikaner*innen zu ihrer Historie. Nicht nur geht es um das Trauma der Sklaverei in den USA, es geht auch um weiße Männlichkeitskonstruktion. „Testosteronvergiftung“ nennt Nnedi Okorafor das in ihrem Vorwort zum Comic. Das ist eine sehr treffende Beschreibung dessen, was mit Rufus passiert, und dieses Konzept wird in dem Comic anschaulich dargestellt. Im Kapitel „Das Feuer“ wird das bereits deutlich mit Hilfe einer Nahaufnahme von Rufus‘ Gesicht als kleiner Junge angedeutet. Sein Gesichtsausdruck ist von brodelnder Wut geprägt; auf dem Panel davor lachte Dana über die Idee, ihn „Master“ zu nennen. Ständig verweigert sich Rufus konstruktiven Ausdrucksmöglichkeiten für seine Wut – wie zum Beispiel das Sprechen über seine Gefühle mit anderen – und wird so zu einem wütenden jungen Weißen, der sich selbst zerstört und diejenigen, die keine Kontrolle über ihr eigenes Leben haben, mit sich nimmt. Sogar seine Vorstellung von Liebe wird durch sein Bedürfnis, sich auf Kosten der anderen Sklaven und auch von Dana mächtig zu fühlen, verzerrt. Butlers Roman ist ein aussagekräftiger Kommentar dazu, wie die Vergangenheit die Gegenwart prägt und wie wir mit beidem umgehen. Duffy und Jennings haben es geschafft, dass ihre Adaption alle Stärken des Mediums hervorhebt und gleichzeitig Butlers ursprünglichen Worte respektiert.