Seit dem 22. Januar widmet sich das Schwule Museum in Berlin dem Medium Comics. In der Ausstellung „SuperQueeroes – Unsere LGBTI*-Comic-Held_innen“ zeigt sich, wie Künstler*Innen aus dem nichtbinären Geschlechts- und dem queeren Sexualspektrum die Comicsphäre geprägt haben. In ihrem Aufbau und ihrer Präsentation wurde die Ausstellung dabei erfrischend nonlinear angelegt. Verschiedene Themenbereiche sind wie große Sprechblasen an die Wände gelegt und schildern jeweils die Sicht aus Mainstream- und Independent-perspektive.
Der Fokus liegt zwar auf dem Superhuman-Genre, schlichtweg weil es die dominante Ausprägung ist. Aber auch die Alltagshelden haben ihren Platz. So gibt es nicht nur schwule, lesbische und bisexuelle Lesarten und Coming-Outs von bekannten Figuren von DC, Marvel oder Image. Auch der tatsächliche Kampf mit der Gesellschaft und ihren cis-hetero Normen wird immer wieder herausgearbeitet. Schön, dass auch deutsche Comics abseits von Ralf König gezeigt werden, wie Schradis „Ach, so ist das!?“ oder Comics von Gwendolin Altenhöfer, Alexander Gellner und Katrin Kremmler.
Generell ist die Ausstellung international vielfältig. Neben den englisch- und deutschsprachigen Comics gibt es auch Werke aus Italien, Spanien, Polen und Asien zu sehen. Den Kurator*Innen war dabei bewusst, dass gerade letzteres eine eigene Ausstellung verdient hätte. Dennoch wollten sie den großen und wichtigen Mangabereich nicht außen vor lassen und widmeten ihm eine eigene Wand.
Aber auch die Autor*Innen selbst sind queere Held*Innen. Schließlich haben Kreative wie Alison Bechdel ihre eigene Sexualität und Genderidentität immer wieder zum Thema der eigenen Comics gemacht. Und so scheint es nur logisch, aber nicht weniger großartig, dass viele der kreativen Köpfe zu Lesungen, Führungen, Live-Zeichnen und Vorträgen in das Museum kamen, wie etwa Justin Hall („No Straight Lines“), Markus Pfalzgraf („Über Homosexualität in Comics“) oder Dr. Verena Maser (“ Yuri, Girls‘ Love, Shoujo Ai?! Gibt es lesbische Manga?“).
Wichtig und richtig: Aids und HIV haben einen eigenen Bereich bekommen, der zeigt, wie auch mit Comics gegen die Brandmarkung der Krankheit gekämpft wurde – vom „Condom Man“ bis zu den „Stigma Fighters“.
Die Ausstellung bietet für absolute Comicneulinge wie auch Fans reichlich zu entdecken. Eine gute Hilfe dabei sind die Begleittexte in Deutsch und Englisch, die viele wertvolle Informationen und Kontext bieten.
Die Ausstellung läuft noch bis 26. Juni. Kostenlose Führungen finden am 16. Juni und 26. Juni jeweils um 16 Uhr statt.
Schwules Museum*
Lützowstraße 73
10785 Berlin