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Ach, so ist das?! – Biografische Comicreportagen von LGBTI*

Comics sind schon lange der bloßen Unterhaltungskunst entwachsen und haben sich in ihrer Wirkungsweise in vielen Kontexten als ernstzunehmendes Medium erwiesen. Längst werden sowohl subjektive als auch gesamtgesellschaftliche Themenspektren angesprochen und abgebildet, die über das Humoristische hinausgehen.

Martina Schradi hat sich diese Eigenschaft zu nutze gemacht und 2013 das Projekt „Ach, so ist das“ ins Leben gerufen. Sie sammelt wahre Geschichten über Lebensweise und Erfahrungen von LGBTI* und zeichnet daraus biografische Comicreportagen. Einen Teil dieser Geschichten sind 2014 bei Zwerchfell als Buch erschienen. Außerdem gibt es eine Wanderausstellung zu den Comics und kostenlose Arbeitsmaterialien für den Schulunterricht. Ziel des Projektes ist es, Vorurteile und Klischees abzubauen, Phobie und Hass entgegen zu treten und auf die Probleme und Herausforderungen von LGBTI*-Personen aufmerksam zu machen. Für Femgeeks hat uns Martina ein paar Fragen beantwortet.

Marta, Luisa und Felix
Marta, Luisa und Felix

Femgeeks: Das Projekt gibt es ja nun schon eine Weile. Wie hat es sich über die Zeit entwickelt? Gab es etwas, das dich überrascht hat? Was hast du für dich daraus gelernt?
Ich hätte nie gedacht, dass das auf so große Resonanz stoßen und so riesig werden würde! 2013 hatte ich zunächst damit begonnen, wahre Geschichten von LGBTI* zu sammeln und daraus biografische Comics zu zeichnen. Seitdem hat sich unglaublich viel getan: z.B. die Übersetzungen ins Spanische, Russische und Englische, unzählige Kooperationen, das pädagogische Programm und die zahlreichen Antidiskriminierungs-Workshops, die vielen Ausstellungen, Vorträge und Comiclesungen, die Fachbeiträge und das zunehmende Interesse von Unternehmen an dem Projekt. Ich muss gestehen: ich komm‘ gar nicht so richtig hinterher.
Aber wichtig ist schon: das alles war und ist nur möglich, weil sich hier zahlreiche liebe Menschen enorm engagieren – das ist eine gute Gelegenheit ihnen hier auch mal öffentlich meinen Dank und Respekt dafür auszusprechen.

Femgeeks:  Wie liefen die Ausstellungen? Sind weitere geplant?
Das Ziel der Ausstellung war ja, möglichst viele Menschen für das Thema zu interessieren und einzuladen, sich in der Welt der LGBTI* umzusehen, ihre Identität, Lebensweise, aber auch Diskriminierungserfahrungen kennenzulernen. Und meiner Ansicht nach klappt das richtig gut. Die Ausstellung wurde bisher in rund 60 Einrichtungen in 5 Ländern gezeigt, von Schulen und Universitäten über Bibliotheken und Unternehmen bis hin zu Messen und CSDs. Es fragen immer wieder Einrichtungen an, ich denke also, die Ausstellung wird noch länger zu sehen sein. 2016 ist sogar eine Ausstellung in der Ukraine angedacht, ich bin sehr gespannt ob das klappt!

Femgeeks: Wie war das Feedback auf das Buch?
Dass der Zwerchfell Verlag 2014 eine erste Veröffentlichung möglich gemacht hat, hat mich total gefreut! Ich finde es auch wichtig und richtig dass es dieses Buch gibt, da es dadurch noch mehr zur Sichtbarkeit von LGBTI* (auch in der Comicszene) beiträgt.

Helene
Helene

Femgeeks: Stimmt es, dass es Anti-Propaganda von gewissen „besorgten Eltern“ gegen das Buch gab?
Ja, das stimmt, sie haben ihre Meinung zu dem Projekt kundgetan und tun es ab und zu immer noch; gerade deshalb finde ich es wichtig, meine eigene Position deutlich kundzutun – wenn auch indirekt über das Medium Comic. Deshalb bieten wir ja auch die pädagogischen Materialien und Antidiskriminierungsworkshops für Schulen an. Hiermit können Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte oder Multiplikator_innen in ihrem Umfeld eine Alternative zu den Thesen und dem Wirken der „besorgniserregenden Eltern“ anbieten.

Femgeeks: Wie läuft es mit der Fortsetzung und den Übersetzungen in andere Sprachen?
2016 soll’s weitergehen mit neuen Geschichten – ich freue mich schon! Es soll thematische Schwerpunkte geben, die ich in Kürze auf der Webseite www.achsoistdas.com veröffentlichen will. Die Übersetzungen sind erstmal abgeschlossen.

Femgeeks: Comics aus Deutschland sind immer noch eine Nische. Was müsste deiner Meinung nach geschehen, um die Bedetutung des Mediums mit allen seinen Facetten stärker zu verbreiten?
Ich finde aber das wird immer besser – es gibt immer mehr ganz hervorragende Arbeiten von deutschen Zeichner_innen und immer mehr Verlage (von den Comicverlagen abgesehen), die sich an einer Comicreihe versuchen.

Sasha
Sasha

Femgeeks: Die LGBTIAQ Community hat sich in den letzten Jahren verstärkt das Medium Comic angeeignet, weltweit, sowohl im Mainstream (Marvel/DC/Image) als auch im Indie Bereich. Warum sind Comics für Minderheiten besonders geeignet?
Comics sind einfach allgemein ein wunderschönes Mittel, um Geschichten zu erzählen! Ich weiß gar nicht, ob Comics speziell für Themen von Minderheiten besonders geeignet sind. Ich freue mich einfach nur, dass es zunehmend reine LGBTI*-Comics und mehr LGBTI*-Comic-Held_innen gibt.

Femgeeks: Was sind die Wege, dich zu unterstützen?
Da gibt es viele Möglichkeiten  Z.B.
– Das Buch kaufen
– Über das Projekt berichten
– Eine Ausstellung in der eigenen Stadt organisieren
– Eine fremdsprachige Ausstellung in einem anderen Land organisieren

 

Links:

Die Comics!!


http://comic-von-schradi.de/info/
http://zwerchfellverlag.de/ach-so-ist-das-2/

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