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Genderdebug

Facebook auf seinem langen Weg zur Inklusion

Wer an Silicon Valley Startups denkt, hat zumeist junge Männer vor Augen, die frisch von der Uni kommen und teilweise verrückte Geschäftsideen im Kopf haben. Facebook, Twitter und einige andere Riesen der Branche nahmen zumeist im Rahmen dieser Konstellation ihren Anfang. Frauen sind in solchen Unternehmen eher unterrepräsentiert – sie schaffen es nur selten in die höheren Managementetagen.

Männlich, weiß, heterosexuell und Mitte Zwanzig? So sieht leider nicht nur der typische Facebook-Mitarbeiter aus. Diese Parameter finden sich auch in dem sozialen Netzwerk selbst wieder. Wer sich etwa noch vor einigen Jahren entschied, kein Profilfoto hochzuladen, der_die sah anstelle eines Bildes eine männliche Silhouette – dabei war es egal, ob sich hinter dem Profil eine Userin oder ein User verbarg. In dem einen oder anderen Blog brachten Userinnen ihre Unzufriedenheit über diese fehlende Sensibilität zum Ausdruck. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde dem sozialen Netzwerk zudem Heterosexismus vorgeworfen, da es ein Bild zweier sich küssender Männer aus dem Netz entfernte. Das Unternehmen begründete diese Entscheidung damit, dass das Bild gegen Facebook-Richtlinien verstoße – auch wenn die Richtlinien sich eigentlich nur gegen Nacktheit wenden. Erst nach Protesten revidierte Facebook diese Entscheidung. Das fehlende Bewusstsein mit Hinblick auf alternative Lebensformen drückt sich noch in einem anderen Beispiel aus. Lange Zeit wurde Facebook auch dafür kritisiert, dass verheiratete Paare nur mit einem Icon, das die Silhouette eines Mannes und einer Frau abbildet, demonstrieren konnten, dass sie verheiratet sind – auch dies wurde nach Medienberichten erst im Nachhinein geändert.

Darf man diese Entwicklungen nun vielleicht als Anzeichen dafür interpretieren, dass sich bei Facebook das Bewusstsein für Diversität verändert? Die aufgeführten Beispiele legen leider den Schluss nahe, dass Facebook vielmehr der Getriebene ist – und Dinge erst ändert, wenn Proteste oder Aufforderungen es dazu zwingen. Erst wenn Proteste für schlechte Presse sorgen, haben Nutzer_innen Facebooks die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Das ist einerseits vielleicht ärgerlich, da es belegt, dass das Bewusstsein für solche Themen bei Facebook nicht besonders stark ausgeprägt ist. Doch wenn man pragmatisch an die Sache herangeht, muss man konstatieren, dass die User_innen an den Laptops zumindest „Machtmittel“ haben, um den Internetriesen zum Einknicken zu bringen. Auch wenn dies nicht zu einem stärkeren Bewusstsein bei Facebook führen mag, so führt es doch dazu, dass mehr und mehr gesellschaftliche Gruppen auch online Sichtbarkeit erlangen.

Louise Miller, 27, lebt und arbeitet derzeit in London. Sie beschäftigt sich beruflich und in der Freizeit mit sozialen Medien und interessiert sich vor allem für das Thema „gesellschaftliche Vielfalt und Soziale Medien“.

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