Am 22. Mai 2007 lief in den USA nach gerade einmal drei Staffeln die letzte Folge der Serie Veronica Mars. Seitdem heißt es regelmäßig die Staffeln hervorzukramen und wieder und wieder anzuschauen, wenn du auf der Suche nach einer großartigen („Hobby“)Privatdetektivin mit coolen Sprüchen und komplexem Charakter bist. Der Titelsong „We used to be friends“ von The Dandy Warhols schrieb sich dabei von Jahr zu Jahr traurig-tiefer ein. Ach Veronica, wir waren doch mal Freund_innen, bis … naja … bis du gecancelt wurdest. (Und ja die Freund_innenschaft bröckelte auch in der dritten Staffel.)
Letztes Jahr wurde dann auf einmal ein Traum wahr: Rob Thomas brachte einen Veronica Mars Film zu Kickstarter und innerhalb kürzester Zeit war das Geld zusammen. Letzten Endes haben über 91.000 Menschen den Film unterstützt. Und ziemlich genau ein Jahr später kommt der Film nun in die Kinos (und auf die Rechner).
Die Serie war bei weitem nie perfekt. Nicht nur die dritte Staffel, wo als Antagonist_innen auf einmal eine feministische Gruppe auf dem Uni-Campus herhalten musste und auf einmal all das, was die Serie zuvor ganz gut gemacht hatte hinsichtlich sexualisierter Gewalt, wie vergessen schien. Auch in den ersten beiden Staffeln ist sicher nicht alles nur großartig, aber trotzdem hat die Serie einiges mitgebracht, was bis heute immer noch viel zu selten auf dem Bildschirm zu sehen ist: Eine interessante weibliche Hauptfigur, die nicht immer voll sympathisch ist, nicht immer alles „richtig“ macht, aber intelligent und lustig ist, eine der verfolgenswertesten Vater-Tochter-Beziehungen im TV zeigt und dazu technikaffin. Und sie ist nicht die einzig technikaffine Frau in der Serie, ganz im Gegenteil mit Cindy „Mac“ Mackenzie steht ihr alsbald eine Freundin zur Seite, die noch mehr Ahnung hat von der Materie.
Der Film nun ist für Fans gemacht, aber durch eine längere Einstiegssequenz versucht er Einsteiger_innen mit ins Boot zu holen (was laut einigen Kritiken auch funktioniert). Er setzt zehn Jahre nach der letzten Staffel ein, Veronica hat das privat Ermitteln hinter sich gelassen, steht kurz vor dem Ende ihres Jurastudiums, bewirbt sich bei großen „wichtig“ aussehenden Anwaltskanzleien (wo ihr unter anderem Jamie Lee Curtis auf den Zahn fühlt) und alles läuft bestens. Doch dann wird ihr ehmaliger Freund Logan des Mordes verdächtigt (praktischerweise kurz vor der Highschool Reunion) und natürlich fliegt Veronica zurück nach Neptune, um bei der Auswahl einer_eines passenden Anwält_in zu unterstützten und bleibt hängen.
Es folgt ein Film, der sich anfühlt wie eine extralange Veronica-Mars-Folge, wie ein TV-Special – und das ist absolut positiv gemeint. Es sind genug Inside-Jokes und Verweise vorhanden, um Fans der Staffeln glückselig werden zu lassen, die Story ist schnell und actionreich und es ist nicht nur Highschool-Reunion sondern auch Veronica-Mars-Cast-Reunion. Das macht viel Freude und lässt auch über negative Punkte hinweggehen, wie der Frage, warum Veronica selbst zehn Jahre später noch zwischen den gleichen zwei Typen steht (und überhaupt zwischen irgendwelchen). Und etwas mehr Mac wäre natürlich auch schön gewesen. Allerdings wäre es ansich schön gewesen von allen Figuren noch mehr zu sehen. Aber das wäre dann wohl eine vierte Staffel und nicht ein Kinofilm.
Schon lange war ich nicht mehr in so eine vollen Kinosaal gewesen wie am letzten Wochenende. Und ich kann mich ehrlich gesagt gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bis zum Ende der Credits ruhig auf meinem Platz saß – und mit mir auch fast der gesammte Saal. Alle schienen jede Sekunde mitnehmen zu wollen – „wir“ haben ja auch schließlich bis zu sieben Jahre auf dieses Wiedersehen gewartet. Ein Wiedersehen mit Veronica, der Privatdektevin, die ihre Drohungen an die Bösen ™ auch mal stilvoll beim Karaoke verbreitete: