Content-Warning: (Sexueller) Missbrauch, Vergewaltigung, Drogen, abusive relationship.
Auf Youtube kam es letzte Woche schon wieder zu einer Debatte über Missbrauch innerhalb der Community.
Die Youtuberin April Efff hat auf ihrem Tumblr-Blog ein Posting über ihre fünfjährige Ex-Beziehung mit einem anderen bekannten Youtuber Toby Turner veröffentlicht, in dem sie beschreibt, wie er sie in der Beziehung missbraucht, vergewaltigt und unter Drogen gesetzt hatte. Ihren Post könnt ihr hier nachlesen.
Toby Turner, der auf seinen drei Youtube-Channels (Tobuscus, Toby Turner und TobyGames) vor allem Comedy macht, Lieder performt und Videospiele spielt, hat eine ziemlich ordentliche Fangemeinde. Alleine sein Hauptchannel hat über 6 Mio. Follower.
Als also am 8. April der Tumblr-Post online ging, beschwerten sich erstmal alle über April und taten die Geschichten als Lügen ab. Kurz darauf veröffentlichte Amelia Talon, ebenfalls eine Ex-Freundin von Toby, ein Video „The Toby Turner Story – Standing with April“, in welchem sie ähnliche Erfahrungen beschreibt. Es kam außerdem ein Video von Jaclyn Glenn, noch eine Ex-Freundin, die Aprils Absichten in Frage stellt und von anderen Erfahrungen mit Toby Turner erzählt. Toby selbst antwortet auf den Post nur in einem sehr kurzen Vlog, in dem er alles leugnet.
So viel zu den Fakten.
Viel mehr Platz nehmen aber momentan Artikel, Videos, facebook-, tumblr- und twitter-Posts und Podcasts ein, die sich alle damit beschäftigen, wer denn nun die Wahrheit sagt. Dass dabei durchgehend in Frage gestellt wird, was April Efff erfahren hat und welche Absichten sie bei der Veröffentlichung hatte, ist kein Einzelfall. Wenn Frauen*, die sexuellen Missbrauch erfahren haben, sich dazu entscheiden, darüber zu reden, wird das immer wieder angezweifelt. Bei Eigentumsdelikten (bei denen die Rate von Falschaussagen signifikant höher ist) passiert das zum Beispiel viel weniger.
Das zeigt uns, wie survivors häufig noch mehr von weiblichen* Stereotypen wie übertriebene Emotionen, Irrationalität und Schwäche betroffen sind. Wir müssen aufhören, die Geschichten von Menschen, die über ihre Erfahrungen mit Missbrauch erzählen, zu prüfen, zu evaluieren und anzuzweifeln und sie damit noch mehr zu traumatisieren. Wenn Täter*innen sagen, dass den Betroffenen niemand glauben wird, ist es unser aller Verantwortung, dass sie damit nicht recht behalten.
Und der Fall Toby Turner zeigt einmal mehr, wie survivors strukturell davon abgehalten werden, über ihre Erfahrungen zu sprechen.