Dieser Beitrag kommt von E*phi, ihr Blog findet ihr unter http://ephilog.tumblr.com.
Das Leben ist kein Ponyhof – erst recht nicht für freiberufliche Comiczeichnerinnen, wie uns Sarah Burrini jeden Montag mit ihrer unschlagbaren Kombination von Wortwitz und intelligenter Beobachtungsgabe demonstriert. Seit 2009 veröffentlicht die in Köln lebende Künstlerin ihr semi-autobiografisches Webcomic. Seit Juni 2015 gibt nun es auch Band zwei als schöne, quietschebunte Printversion, welche die Strips von Januar 2011 bis November 2012 versammelt.
Der Ponyhof behandelt die alltäglichen Abenteuer der liebenswert nerdigen WG bestehend aus der bekennend nutellaabhängigen Comiczeichnerin Sarah selbst, Zwergelefantzyniker Ngumbe, Fliegenpilz El Pilzo und Pony mit Mafia-Vergangenheit Butterblume. In diesem Band bekommt der verrückte Haufen noch Gesellschaft von Dämon und Joss-Whedon-Fan Kevin-Asmodias, der lieber an der Playstation zockt anstatt an der Apokalypse teilzunehmen wie sein vorbildlicher Bruder.
Die klassischen pointierten 4-Panel-Strips wirken für sich alleine, auch wenn sich manch eine Storyline über mehrere Strips spannt. Dabei wechselt Sarah elegant von wunderbar durchgeknallt über ein Kreuzfeuer der Popkulturreferenzen zu scharfsinnigen Kommentaren. So abgefahren Sarahs Leben mit ihren imaginären (?) Freunden ist – die Strips haben überraschend hohes Identifikationspotenzial. Wie es der Tagespiegel unüberbietbar treffend ausdrückt: Sarah Burrini ist Meisterin der „Balance zwischen Relevanz und Furzwitz„.
Auch zeichnerisch überzeugt Sarah als gelernte Trickfilmzeichnerin mit einem hohen Maß an Professionalität. Ponyhof-Enthusiastiker_innen und Twitter-Stalker_innen wissen, dass aktuell auch noch eine Pitch beim US-amerikanischen Verlag Oni Press vorliegt… wir drücken die Daumen! Um die Wartezeit bis zur Erlangung internationaler Comicberühmtheit zu überbrücken, kann man Sarah inzwischen auch auf Patreon unterstützen. Oder zumindest ihr neues Buch kaufen, das definitiv schick und qualitativ hochwertig daherkommt und in der S-Bahn gelesen das gesamte Umfeld zum Über-die-Schulter-gucken verleitet (haben wir persönlich getestet!). Ein bisschen schade nur, dass es im wörtlichsten Sinne eine Sammlung der Online-Strips ist. Für mich persönlich ist umfangreicheres Zusatzmaterial (wie Skizzen, Hintergrundinfos und „Making-ofs“) immer ein wichtiges Kaufargument, um mir gedruckte Sammelbände zuzulegen, was aber meiner Empfehlung an dieser Stelle keinen Abbruch tun soll.
Sarah Burrini: Das Leben ist kein Ponyhof 2, Panini, 96 Seiten 12,99 Euro, ISBN 978-3833229817