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Feministische Comic Auslese #8: I’m Every Woman, My 100 Days of Strange Life, Prinzessin Petonia

Dieser Artikel ist Teil 8 von 13 in der Serie Feministische Comic Auslese

Hier stellen wir euch regelmäßig Comics vor. Dabei muss nicht zwingend Feminismus das Thema sein. Auch Figuren, die feministisch handeln oder die feministisch empowernt sind kommen hier vor.

I’m Every Woman

Coverbild des Comics. Zu sehen ist Liv Strömquist als christliche Mutter Maria die schelmisch zwinkert.
Quelle: Avant

Worum geht es: Strömquist rechnet in kurzen Episoden mit dem Mythos vom männlichen Genie ab, indem sie die Geschichte aus weiblicher Perspektive beschreibt. Diverse Frauen, die unter allseits gelobten und bewunderten Männer leiden mussten, kommen zu Wort. Jenny Marx, Priscilla Presley oder Yoko Ono sind nur einige Beispiele. Außerdem werden patriachale Religionen, der Mythos der Natürlichkeit und fehlgeleitete Gleichstellungspolitik thematisiert.

Wer macht es: Liv Strömquist ist Autorin und Zeichnerin aus Schweden. Ihre beiden anderen Veröffentlichungen „Der Ursprung der Liebe“ und „Der Ursprung der Welt“ wurden in den letzten Jahren Bestseller in Deutschland und lösten einen kleinen Hype um feministische Comics aus. Die studierte Politikwissenschaftlerin zeichnet regelmäßig für unterschiedliche schwedische Magazine und Zeitungen.

Wo ist da der Feminismus:  Überall. Jede Episode, jede Zeichnung hinterfragt und kritisiert gesellschaftliche Strukturen und Felder aus Strömquists feministischer Sicht, oft garniert mit einer Prise Humor. Es mag manchmal etwas binär anmuten, allerdings sind die meisten der Episoden bereits 2012 entstanden, als queere Identitäten und ein Geschlechterspektrum jenseits von Mann und Frau noch längst nicht im Mainstream-Diskurs sichtbar war.

My 100 Days of Strange Life

Das Cover des Comics. Tanzende nackte Menschen.

Worum geht es: Ursprünglich als Webcomic gestartet, erscheinen die Episoden seit Mai 2017 vierwöchentlich im Tagesspiegel. Jetzt gibt es die Sammlung als limitierte Auflage in Heftform. Die einzelnen Comics behandeln Themen wie das Zeichnen von Brüsten im Comic, Vorbilder für Frauen oder Menstruation, die anhand von Alltagssituationen und oft mit viel Ironie und Witz erzählt werden.

Wer macht es: Lisa Frühbeis ist Comic-Zeichnerin aus Augsburg und arbeitet als Comic-Kolumnistin und Graphic Recorderin. In deutschen Comicmagazinen und im Internet publiziert sie seit 2015 diverse Kurzcomics. 2017 war sie Mitherausgeberin des Comicprojekts „Versunken & Entsprungen“ beim Augsburger Wißner-Verlag. Für das Literaturhaus München hat sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Dominik Wendland einen Workshop über Visuelle Lesefähigkeit entwickelt, den sie auch an Hochschulen in Deutschland hält. Auf Comic-Events hat sie bereits mehrfach ihren Vortrag über Sexismus im Comic gehalten. Außerdem hat sie gerade ein Netzwerktreffen für bayerische Comiczeichner*innen gegründet.

Wo ist da der Feminismus:  Frühbeis zeichnet ihre Geschichten offen und schonungslos. Kein Thema ist zu heikel, keines wird vorsichtig angepackt. Manchmal wird eine Ungerechtigkeit angeprangert, oft wird ein Lösungsvorschlag gemacht oder Frühbeis versucht zumindest auf einer positiven Note zu enden. All diese feministischen Angelegenheiten lesen sich durch Frühbeis witzigen Charme locker und leicht, ohne dabei ihre Wichtigkeit zu verlieren.

Die dicke Prinzessin Petronia

Coverbild des Comics. Die Prinzessin steht auf einem kleinen Planeten und schaut missmutig.

Worum geht es:  Alle lieben den kleinen Prinzen, der alles „mit dem Herzen“ sieht – aber keiner beachtet seine Cousine, die dicke Prinzessin Petronia. Im Gegensatz zum blonden Jungen ist sie eher unbeliebt und entspricht nicht  der gängigen Mädchennorm. Überhaupt erfüllt sie kein Prinzessinnen-Klischee: Sie hasst rosa Rüschen, liebt dafür Mathe. Der kleine Prinz hat natürlich auch den größeren Himmelskörper, während Petronia auf dem wohl winzigsten und langweiligsten Planeten des Universums lebt. Unterstützt vom Multifunktionswurm Mirco versucht sie, ihr tristes Leben aufzupeppen, reist per Wurmloch durch den Kosmos oder versucht, David Bowie zu treffen

Wer macht es: Katharina Greve lebt und arbeitet als Cartoonistin, Comic-Zeichnerin, Autorin, Künstlerin, Papstrücktrittsprophetin, und Ex-Architektin in Berlin.  Ihre Comics wurden unter anderem in Titanic, Das Magazin, taz, Tagesspiegel und neues deutschland abgedruckt. Als Bücher hat sie etwa „Das Hochhaus“ oder „Hotel Hades“ veröffentlicht.

Wo ist da der Feminismus:  Greve zitiert allerlei Philosophie, Pop oder Literatur. Mit ihrem Comic legt sie offen, wie viel Kitsch im klassischen kleinen Prinzen steckt. Petronia ist eher die naturwissenschaftliche Denkerin, forscht etwa über Schrödingers Katze oder denkt kritisch über Themen wie die schädlichen Standards der Kleidungsindustrie nach. Dabei resümiert sie frustiert „Was ist schon meine Kleidergröße gegen die Unendlichkeit des Universums?“.  Petronias schlechte Laune können die meisten Frauen und nicht cis-het Männer gut nachvollziehen. Eigentlich ist sie die offizielle Nachfolgerin der Königin, aber alle reden nur über ihren Cousin. Noch schlimmer: Sie wird auf einen mickrigen Planeten versetzt, weil ihr kritischer Geist nicht gewünscht ist.

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