Wow, wie schön.
Das waren meine ersten Gedanken zu We Love Code!: Das kleine 101 des Programmierens, das als Rezensionsexemplar vergangene Woche bei mir ankam. Das neonfarbene Cover leuchtete mich direkt an und auch die Illustrationen und Farb-Highlights im Buch fand ich direkt ansprechend. Auch der Umschlag fühlt sich hochwertig und angenehm an. Ich konnte gar nicht anders als direkt mit dem Lesen zu beginnen.
Vorweg eine Warnung: Ich kann programmieren und hatte zu den meisten, wenn nicht allen der im Buch erwähnten Themen bereits eine Meinung. Das unterscheidet mich vermutlich sehr von der eigentlichen Zielgruppe: Menschen die sich erstmals übers Programmieren informieren wollen.
Programmieren? Programmieren!
Die Autorinnen Natalie und Julia sind Gründungsmitglieder der Code Girls Leipzig und haben über Umwege zum Programmieren gefunden. Mit We Love Code! bieten sie ihren Leser*innen einen „Reiseführer in die Welt des Programmierens“.
Das Wort Leser*innen kommt dabei übrigens von mir: das Buch ist leider im generischen Maskulinum geschrieben. Lediglich eine Bibliothekarin hat es irgendwie in Form eines Beispiels ins Buch geschafft. Das Buch ist also durchaus gegendert – zumindest sprachlich aber eher nicht im Sinne von Geschlechtergerechtigkeit.
Sozusagen als Wiedergutmachung (meine Interpretation) werden im Kapitel zum Programmieren einflussreiche Frauen relativ ausführlich porträtiert. Es geht außerdem darum wie ein Computer funktioniert und was für Programmiersprachen es gibt. Kein allumfassendes Grundlagenwerk, eher so eine grobe Richtlinie zum Einstieg bei der die Erfahrung der Autorinnen rüberkommt. Völlig okay für einen Reiseführer. Beim Psychotest kam übrigens raus, dass die Sprache PHP am Besten zu mir passt. Ich bitte euch! Ganz unterhaltsam war er trotzdem.
Mathe, nein danke?
Was mir etwas Bauchschmerzen bereitet ist die Haltung gegenüber komplexen Zusammenhängen und der Mathematik. Einzelne Konzepte werden immer wieder als kompliziert, kryptisch oder schwierig betitelt.
Jaaa, ich bin Informatikstudentin, jaaa das Buch richtet sich an Programmierneulinge… Aber: We Love Code! vermittelt beispielsweise die wichtige Nachricht, dass zum Programmierenlernen keine guten Mathenoten notwendig sind. Die Begründung geht aber meiner Ansicht nach in die falsche Richtung. Die Autorinnen weisen darauf hin, dass es auch viele Anwendungsgebiete gibt wo keine herausragenden Mathekenntnisse benötigt werden. Das mag durchaus sein. Jedoch wird dabei ein wichtiger Aspekt außer Acht gelassen: Ein*e Programmierer*in kann gerade aus anwendungsbezogenen Aufgaben mathematische Zusammenhänge lernen. Es gibt einen riesen Unterschied zwischen der Motivation für eine Mathe-Klausur zu lernen um zu Bestehen, und der Motivation ein reales Problem zu lösen.
Hacker(macker), Sicherheit und Datenschutz
Im nächsten Kapitel geht es um Hacker und es wird zur Einführung ein stereotypes Bild gezeichnet. Aufgeregt habe ich darauf gewartet, dass das Bild nach und nach entzaubert wird und es folgte… eine Seitenlange Erzählung der Errungenschaften von Männern die diesem Bild ziemlich genau entsprechen. Selbst Julian Assange bekommt einen eigenen Abschnitt. Autsch.
Darauf folgt ein Teil zum Thema Sicherheit und Datenschutz. Ich finde es zwar gut, dass angehende Programmierer*innen damit in Berührung kommen, frage mich aber gleichzeitig, ob dass vielleicht nicht ein bisschen vom eigentlichen Thema ablenkt.
Zurück zum Programmieren
Zum Glück folgen zum Schluss noch ein paar nützliche Tipps und Erfahrungen sowie Verweise zu konkreten Lernangeboten. Den Abschluss bilden wichtige Begriffe und Lesempfehlungen.
Mein abschließendes Fazit: Vielleicht doch zum Einstieg lieber einen Workshop besuchen oder einen Online-Kurs ausprobieren.
We Love Code!
Das kleine 101 des Programmierens
Julia Hoffmann & Natalie Sontopski
Erscheinungsdatum: 9. März 2016
192 Seiten
16,95 € (DE) / 17,40 € (AT)
Koehler & Amelang, Leipzig
ISBN 978-3-7338-0404-6