Mit diesem Artikel startet die Reihe „25 Filme“. Sie bezieht sich auf eine Liste, die auf der Seite Flavorwire erschien, wo 25 Filme von sehr unterschiedlichen Filmemacherinnen aufgeführt wurden. Ich werde in regelmäßig unregelmäßigen Abständen euch jeweils eine der Filmemacherinnen und den auf der Liste vertretenden Film vorstellen. Haltet das Popcorn bereit.
Die Filmemacherin: Sally Potter
Sally Potter wurde 1949 in London geboren und war bereits als Jugendliche vom Filmemachen begeistert. Bereits mit 14 begann sie zu filmen, mit 16 schmiss sie die Schule um sich aufs Filmemachen und andere Künste zu konzentrieren. Auf ihrer Homepage steht zu ihrem Werdegang (Übersetzung von mir):
Sally Potter machte ihren ersten 8mm-Film mit 14 Jahren. Seitdem hat sie sieben Spielfilme geschrieben und bei diesen Regie geführt, wie auch bei vielen Kurzfilmen (inklsuive THRILLER und PLAY) und einer TV Serie. Sie hat ebenfalls bei Opern und andere Liveaufführungen Regie geführt. Sie hat einen Hintergrund in Choreographie, Musik, performativen Künsten und Experimentalfilm.
Potter war auch eine zeitlang Mitglied der Feminist Improvising Group, eine der erste Improving Groups, welche ausschließlich aus Frauen bestand und die auch dafür bekannt geworden ist. Die Gruppe kratzte mit ihren Perfomances immer auch am heternormativen Gefüge der Improvisationsszene und -kunst.
Der Film: Orlando
Den ersten Spielfilm vollendete Sally Potter im Jahr 1983, The Gold Diggers. Ihr zweiter Spielfilm, Orlando, folgte erst neun Jahre später. Es heißt, dass die Arbeiten an dem Film über sieben Jahre gedauert haben, davon war der geringste Teil das Filmen an sich. Viel schwieriger war es stattdessen Finanzierung für das Projekt zu erhalten und die Adaption des Stoffes.
Der Film beruht auf dem Roman Orlando: A Biography von Virginia Woolf von 1928. Die Geschichte bzw. Grundidee ist schnell erzählt – und galt als unverfilmbar: Orlando, die namensgebende Figur, lebt über 400 Jahre durch verschiedene Epochen angefangen zur Zeit von Elizabeth I, zu erst ist Orlando männlich, später weiblich. Orlando wird dann als Frau vor neue Herausforderungen gestellt: Was tun, um die Güter zu erhalten, die eine Frau nicht besitzen darf. Hier findet der Film dann auch ein anderes Ende als es der Roman von Woolf tut. (Obwohl dies logischerweise nicht der einzige Unterschied ist, so ändert beispielsweise Orlando im Buch mehrfach das Geschlecht, im Film jedoch nur einmal.)
In einem Interview (das Video ist unten angefügt) erklären Sally Potter und Tilda Swinton, die die Hauptrolle spielt, dass zu Beginn an einem Tisch saßen, die gemeinsame Liebe für dieses Buch teilten und außer die Vorstellung, wie Swinton in dem Film aussehen könnte, nicht viel hatten. Resultat aber dieser langen Herzensarbeit ist ein Film, der so wunderschön ist, dass eine ihn auch gern in einer Dauerschleife laufen lassen könnte. Der Film erzählt chronologisch, ist aber gleichzeitig in durch etwas wie thematische Essays unter anderem zu Tod, Liebe, Poesie, Politik und Sexualität strukturiert. Durchgehend poetisch inszeniert werden Geschlechterinszenierungen, Fragen zu Identität und deren Aushandlungen innerhalb von konkreten sozialen und politischen Machtstrukturen und Normen. Neben Tilda Swinton überzeugen zum Beispiel Quentin Crisp als Elizabeth I und Jimmy Summerville als Sänger/Engel.
Zum Weitergucken:
Sally Potter und Tilda Swinton im Gespräch:
Eine Antwort auf „25 Filme: „Orlando“ von Sally Potter“
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