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Outer Space

Star Wars: ein trek-inspiriertes Review

Ja, der neue Star Wars-Film lohnt sich. Das sage ich als Trekkie, die vor dem Erwachen der Macht leider noch den Trailer für Star Trek Beyond sah und ich mich ein weiteres Mal fragte, was für ein herumliegendes Skript Abrams dieses Mal auf Kirk & Co. umgeschrieben hat.

Dagegen ist der siebte Film der Star-Wars-Reihe nicht nur ein guter Actionfilm sondern auch fühlt sich auch wieder star-warsig an. Was natürlich heißt: eine (bisher) heterosexuelle, monogame Familiensaga, die in einen ewigen Kampf zwischen Licht und Dunkelheit eingebettet ist.

[Der folgende Text kann Spoiler enthalten.]

Bei aller Aufregung im Vorfeld um einen Schwarzen Sturmtruppler und eine Frau als Protagonistin ist der Film tatsächlich immer noch mit genügend weißen Männern besetzt (u.a. Han Solo, General Hux, Lor San Tekka, Kylo Ren und Snoke sieht weißer aus, als alle zusammen). Selbst unvollständig übertrifft die Liste also noch Maz Kanata, Leia, Rey und Captain Phasma, die bisher nur wenig zu melden hat. Generälin Leia Organa hat übrigens eine neue Frisur, darauf wird im Film extra hingewiesen! Und ihre Darstellerin Carrie Fisher wurde genötigt, für die Rolle Gewicht zu verlieren, während die junge Lupita Nyong’o dank CGI die über 1000-jährige weise Alienfrau Kanata spielt.

Nun aber langsam zu den Highlights. Rey ist cool und jeder soll es wissen. Was Leia passiert ist, soll sich anscheinend nicht wiederholen – dass sie einmal gerettet werden musste und einmal einen Metallbikini trug, hat ihre Rettungsmissionen im kollektiven Gedächtnis überlagert. Dagegen ist klar, dass Rey der fähigste Nachwuchs ist, den die Macht jetzt (und vielleicht jemals) zu bieten hat. Ihre kindliche Naivität legt sie im Verlauf des Films ab, sodass die spannendste Entwicklung hoffentlich noch kommt.

Wirklich interessant fand ich dagegen Kylo Ren, dessen Entwicklung deutlich glaubwürdiger erzählt wird, als damals Anakin Skywalkers Verwandlung zu Darth Vader. Seine Geschichte vom hoffnungsvollen Nachwuchstalent zum Oberbösewicht hat mich nie überzeugt. Aus Liebe zu seiner Familie hat er keine Hemmungen, andere Menschen und selbst Kinder zu töten? Nope, das kaufe ich niemandem ab. Wie der junge Jedi mit seiner Frau, der Senatorin Padmé Amidala, und anderen umgeht ist selbstsüchtig und übergriffig – das nicht zu erkennen und zu benennen ist nicht nur Versagen des Jedi-Ordens, sondern auch der Filme. Über das Keuschheitsgebot der Jedi lässt sich streiten, jemanden aus dieser Position heraus zu einer verbotenen Beziehung zu drängen, geht allerdings nicht.

Dafür überzeugt der neue Film bei Kylo Rens Hadern zwischen der dunklen und hellen Seite der Macht. Er ist unsicher, er hasst sich dafür und versucht von der Maske bis zum Vatermord verzweifelt, seinem Vorbild nachzueifern. Dass dies nicht einfach tragisch ist, sondern reale Konsequenzen hat, zeigt sein Wutanfall, währenddessen er nach Sturmtrupplern ruft. Zwei kommen gerade den Gang entlang und entschließen sich, schnell den Rückzug anzutreten. Die Szene ist auf Lacher angelegt, aber es ist klar, dass die Beiden aus gutem Grund um ihr Leben fürchten und entsprechend handeln.

Bei Ars Technica bringt Annalee Newitz Ren sehr schön auf den Punkt:
Er ist gefüllt von emotionaler Instabilität und er hat sich entschlossen seine Probleme so anzugehen, dass die Leute bestraft werden, die ihn lieben und von ihm abhängen. Also bringt er natürlich seinen Vater Han Solo um, indem er ihm mit dem Lichtschwert ins Herz sticht. Und das ist wirklich gruselig. Weil Ren kein autoritärer politischer Führer wie sein Großvater ist. Er ist ein Psychopath mit keinem anderen Ziel als Zerstörung und Chaos. Das ist die neue Dunkle Seite, neu erfunden für Zuschauer_innen, die im 21sten Jahrhundert erwachsen werden.

Einen weiteren, aktuellen Punkt wirft Ren mit seiner Umbenennung auf. Auch die Wandlung von FN-2187 (Spitzname: 87) zu Finn (auch: Große Nummer) beschäftigt sich mit der Macht von Namen (pun intended) und Zugehörigkeit: Sturmtruppler oder Widerstand? Selbstbezeichnungen versus Fremdbezeichnungen, das Besetzen von Schimpfwörtern oder ihre Ächtung sind Gegenstand der Debatte bei US-amerikanischen Footballteams und hierzulande zu Flüchtlingen-Geflüchteten-Migrant_innen-Refugees. Und bei Finn wird es bestimmt noch die Entdeckung eines Nachnamens (Cardassian? Falsches Franchise…) geben.

In diesem kleinen Satz „sollen die wieder Klonkrieger nehmen?“ stecken noch so viele Überlegungen, die ich im nächsten Film gerne sehen würde. Warum setzt die Erste Ordnung auf indoktrinierte Kinder statt auf Klone oder Droiden? Was macht das mit den Kindern und ihren Eltern, der ganzen Gesellschaft? Das sind, eigentlich, sehr trekkige Fragen. Wir werden sehen, welcher Film uns als nächstes drüber nachdenken lässt.

Dieser Text ist eine überarbeitete Version meiner Rezension, die zuerst auf Drop the Thought erschienen ist.

5 Antworten auf „Star Wars: ein trek-inspiriertes Review“

Ich als jemand der überhaupt keine Ahnung von Star Wars hat fand die Figur von Ren eher schwach, mir fehlte komplett warum sich eine Person für die dunkle Seite entscheiden sollte (Macht? Geld?) und warum Ren das im speziellen getan hat (pupertäre Rebellion?). Vielleicht wird das ja späteren Filmen noch thematisiert oder habe ich das verpasst? Für mich war das eher wieder so ein typisches „Die Bösen sind böse weil sie böse sind“-Ding.

Ich würde ja gerne die alte Leia mal in Action sehen, das wär‘ ziemlich cool!

han solo musste gerettet werden, nicht leia. im gegensatz zu dem typen, der in carbonit eingefroren wurde, hat leia sich als teil der rettungsaktion zu jabba the hutt begeben und kam völlig ohne hilfe klar, hat jabba the hutt sogar getötet. bitte erzähl keinen unfug.

Schlecht geschrieben. Unzusammenhängend und zu wenig Aussage. Hatte mich auf dieses Review gefreut, aber ohne wirklich fundierte Aussagen kann man den Text wirklich vergessen.
Nächstes Mal gerne länger und mit Beschäftigung und Recherche im Voraus.

Zur Konsumhaltung: Du kannst nächstes Mal gerne auch selbst einen Artikel schreiben. Enttäuscht sein hin oder her, mir fiel es bei Freischalten schwer diesen Kommentar noch als kontruktives Feedback zu betrachten. Aber vielleicht liegts auch an mir.

Ich habe den Film zweimal gesehen. Nach dem ersten Sehen war ich zufrieden – begeistert wäre zuviel gesagt -, aber nach einigen Tagen beschlich mich das Gefühl, der Film würde seine Note 2+ nicht halten. Ein zweiter Filmbesuch und inzwischen verstrichene Zeit ließen den Film dann immer weiter absinken. Ich gönne ihm eine 4 weil für den Moment gut unterhält.

Der Film sieht ohne Zweifel wieder wie Star-Wars aus und er fühlt sich auch so an. Daisy Ridley und John Boyega waren als Rey und Finn klasse, um Längen besser einst Mark Hamill oder Hayden Christensen; Adam Drivers Leistung als Kylo betrachte ich zwiespältig.

Aber: Der Film funktioniert nicht.

Und das nicht nur wegen der zahllosen nerdigen Nörgeleien wie der Frage, warum auf Takodana bei Maz Kanata die Zerstörung des lichtjahreentfernten Hosnian-Systems in Echtzeit beobachtet werden kann. Bei einem Abrams-Film ist ein Logikkompensator Pflichtmitbringsel.

Aber gerade die beiden Hauptfiguren, Rey und Finn, so toll die Darsteller waren, so sehr scheitern die Figuren.

Finn, der ja wie die übrige Stormtrooper jetzt quasi ein Kindersoldat ist, hätte viel Raum gegeben. Leider wird der nicht genutzt. Die Tragik des bisherigen Lebens wird kurz angerissen und ist dann völlig vergessen. Eben noch wird der Tod eines Kameraden betrauert, um schon bei der Flucht von der Ersten Ordnung ein gesamtes Landedeck nebst Personal kurz-und-klein zu schießen. Und so geht es weiter, neben Slapstick-Einlagen.

Die „wahre“ Trilogie funktionierte als Märchen. Die Stormtrooper waren eindeutig die Bösen, deshalb durften die Guten auch einen nach dem anderen töten. Mit Finn stimmt dies nicht mehr, aber alle machen weiter wie bisher, selbst Finn.

Hätte der HDR funktioniert, wenn ein Ork um einen getöteten anderen Ork trauert, nicht mehr für Sauron töten will – um bei der Schlacht vor dem Schwarzen Tor dann unbekümmert Ork um Ork zu töten?

Auch Rey hätte viel Raum gehabt. Alleinegelassen, auf die Eltern wartend. Mutig, schlau, tough und „streetwise“ – nur um dann dem einem zufällig vorbeikommenden Androiden zu glauben, der erzählt, für den Widerstand zu arbeiten. Und auch Finn nicht durchschaut und jede Geschichte abkauft.

Luke war hingegen zu Beginn ein „unerfahrenes Landei“ – und R2D2 hatte wenigstens ein Video.

Bei den übrigen Star-Wars-Filmen war schon jeher die Macht angeboren und konnte nur von den durch Geburt Erwählten genutzt werden. Bei Rey wird das Angeborensein der Macht, die – bei Rey – weder Trainig, Fleiß oder Lernen benötigt, nochmal gesteigert. Ein Tiefpunkt besteht m.E. da, wo Rey nur durch Besinnung auf das „Geburtsrecht“ sofort fähig ist, Kylo, obwohl jahrelang ausgebildet, mehrmals zu bezwingen.

Kylo Ren betrachte ich zwiespältig. Wesentlich besser als Anakin Skywalker, lächerlich gegenüber Darth Vader. Als Bösewicht ist Kylo m.E. gescheitert. Wie sich seine Figur entwickelt wird sich zeigen, das Ikonische des Großvaters ist aber derzeit unerreichbar entfernt. Das gilt im übrigen noch mehr für Snoke ggü. dem Imperator.

Ich werde mit Episode VIII auf jeden Fall ansehen. Und vielleicht wird dadurch auch dieser Film stimmiger.

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