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Justice League – Das gescheiterte Team

Dieser Text enthält milde Spoiler zu BatmanVSuperman, Wonder Woman und Justice League.

Nach dem doch recht ordentlichen “Wonder Woman”-Film bestanden vorsichtige Hoffnungen, dass auch der nächste DC Comic-Film “Justice League” daran anknüpfen kann. Leider ist das so gar nicht der Fall. In nahezu allen Aspekten fühlt sich der Film um den Zusammenschluss der Superhelden wie mindestens ein Schritt zurück an.

Der unerwartet große Erfolg von Patty Jenkins “Wonder Woman” – Einspielergebnis über 820 Millionen Dollar – veranlasste die Produktionsfirma Warner Bros. zwar, die Amazone bei der Marketingkampagne ins Zentrum zu rücken. Leider überträgt sich das nicht auf den Film. Im Gegenteil, Dianas Charakterentwicklung wird sogar ein wenig zurückgedreht. Stattdessen stehen wieder die Männer und ihre Probleme im Vordergrund, wie schon bei “BatmanVSuperman”.

Muss zurückstecken, damit sich die Männer nicht in ihrer Männlichkeit bedroht fühlen: Diana | Bild: DC Warner

Die Story knüpft an die Geschehnisse in “BatmanVSuperman” an. Supermans Tod hat die Welt erschüttert. Während sich Wonder Woman der ausufernden und immer gewaltsameren Verbrechenswelle entgegenstellt, forscht Batman nach Informationen zu Lex Luthors seltsamer Ankündigung und stößt dabei auf eine bevorstehende Invasion. Angeführt von Steppenwolf, dem Weltenzerstörer, sucht dieser nach den drei Motherboxes. Mit deren kombinierter Macht will er die Erde in eine buchstäbliche Hölle transformieren.

Generischer CGI-Schurke ist generisch. Steppenwolf baut kein Gefühl der Bedrohung auf. | Bild: DC Warner

„Justice League“ macht vieles falsch und wenig richtig. Abgesehen vom banalen, schlecht computeranimierten Schurken, dem dünnen, löchrigen Plot und einem Twist, der keiner ist, hat der DC-Film ein Frauen-Problem. Dabei geht es weniger um die quantitative Repräsentation sondern mehr um die qualitative. Beginnend mit dem Teil auf der Amazonen-Insel ist die Darstellung weiblicher Figuren eher mau. Das fängt schon bei den Outfits der Kriegerinnen an, die beim Wechsel vom „Wonder Woman“-Film zu „Justice League“ neu designed wurden.

Es macht eben doch einen Unterschied, ob Frauen beteiligt sind. Links sind die Kostüme aus Wonder Woman von Lindy Hemming zu sehen. Rechts die aus Justice League von Michael Wilkinson. | Bild: Twitter

Statt der praktischen Kampfkleider tragen die Amazonen unlogisch körperfreie Outfits. Wer muss schon im Kampf wichtige Körperteile wie den Bauch schützen? Damit einher geht ein konstanter Male Gaze, der sich durch den ganzen Film zieht. Dass dieser frappierende Unterschied so stark auffällt liegt auch daran, weil der „Wonder Woman“-Film vielen positiv im Gedächtnis geblieben ist. Kurz vor Release von „Justice League“ erschien die BluRay von „Wonder Woman“. Auch Diana selbst hat in „Justice League“ zahlreiche Szenen, die sich objektifizierend auf ihren Körper konzentrieren.

Hier sieht man die absurde Kostümänderung am deutlichsten: links Justice League, rechts Wonder Woman. | Bild: Twitter

Daran knüpft auch Wonder Womans Rolle im Film an. Nachdem wir in ihrem Film gelernt haben, welche Kräfte in ihr stecken, wäre es nur logisch gewesen, wenn sie die Anführerin des Teams geworden wäre. Doch stattdessen trifft Batman die Entscheidungen. Mag sein, dass Diana zunächst noch zurückhaltend bis widerwillig ist, doch spätestens nach dem ersten gemeinsamen Einsatz hätte sie nach vorne rücken müssen. Doch das geschieht nicht. Um die ganzen Männer nicht allzu schwach und schlecht aussehen zu lassen, wird ihre Rolle und ihre Stärke herunter gespielt. Angesichts der drohenden Vernichtung der Menschheit erscheint es geradezu hanebüchen, die Heldin, die es mit Superman aufnehmen kann so zu inszenieren. Sie hat zwar ein, zwei nette Action-Szenen, aber das Drehbuch gibt ihr bei Weitem nicht die Möglichkeiten, sich zu entfalten, die sie verdient hätte.

Diana ist nicht nur so stark wie Superman, sie ist auch einfühlsam und erfahren. Trotzdem muss sie zurückstecken. | Bild: DC Warner

Auch die neuen Figuren im DC-Film-Universum haben so ihre Probleme. Da wäre zunächst Barry Allen, The Flash, der jüngste im Team. Zwar sorgt er oft für Auflockerungsmomente und macht die ganze Sache etwas menschlicher. Aber leider hat der Film hier nicht das richtige Maß gefunden. Zu oft muss seine Sozialphobie als Grundlage für witzige Situationen herhalten. Da The Flash nicht weiß, wie er sich in den meisten Situationen verhalten soll, kommt es immer wieder zu unangenehmen Momenten, sowohl für ihn als auch die Zuschauerschaft. Das wirkt auf Dauer ermüdend und nimmt der Figur die Chance, sich als vielschichtigen Charakter zu zeigen.

The Flash ist nur als Comic Relief im Film. | Bild: DC Warner

Ähnlich ist es bei Victor Stone, Cyborg, und Arthur Curry, Aquaman. Außer zwei Szenen bekommt Cyborg nicht wirklich viel Screentime. Sein Konflikt bleibt unausgearbeitet,sein Potential ungenutzt. Auch in den Action-Szenen spielt er eher eine untergeordnete Rolle.

Cyborg wäre eigentlich eine spannende neue Figur. Sein innerer Konflikt um seine Identität und Rolle in der Welt wird aber zu wenig thematisiert. | Bild: DC Warner

Bei Aquaman merkt man dem Film direkt an, wie sehr er sich zurückhalten muss. Denn der nächste DC Film wird der Solo-Film des Atlanters sein. Seine Heimat, seine Hintergrundgeschichte wird in einer kurzen Szene lediglich angedeutet. Seine Motivation ist unklar. Aber immerhin sorgt er ein paar nette Schauwerte und steht im Zentrum der wohl witzigsten Szene des Films.

Aquaman kann seinen Ruf als langweiligster DC Superheld endlich abschütteln. Jason Momoa spielt den Atlanter mit viel Inbrust und Selbstironie. | Bild: DC Warner

In der Comicszene gibt es eine unausgesprochene Wahrheit: Marvel zeigt, wie Menschen zu Göttern werden – DC zeigt, wie Götter die zu Menschen werden. Ob Marvel in den Filmen dieser Prämisse treu bleibt, sei an dieser Stelle dahingestellt. DC schafft es jedoch auch mit „Justice League“ wieder einmal nicht, ihre Figuren glaubhaft und interessant zu gestalten. Die Zuschauerschaft straft den Film dafür mit dem niedrigsten Einspielergebnis des DC-Extended-Universums ab (311 Millionen Dollar).

Ein Team, das kein Team ist. Die Justice League scheitert an sich selbst. | Bild: DC Warner

Nun bewahrheiten sich also die Prophezeiungen vieler, dass es ein Fehler war, so früh ein Team up zu bringen und nicht erst (wie bei Marvel), die einzelnen Figuren in eigenen Filmen vorzustellen. Einzelfilme dienen dazu, dass die Helden sich selbst finden, Teamfilme zeigen dann wie diese unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen und sich die Figuren zusammenraufen müssen. Daran scheitert „Justice League“. Was übrig bleibt, ist ein mäßig unterhaltsamer Action Film, mit zu vielen Parallelen zu anderen großen Franchises (Hallo, Herr der Ringe). Bleibt zu hoffen, dass der zweite Wonder Woman Film da wieder positiv herausstechen wird. Denn von Diana abgesehen sieht es für die Zukunft der DC Superhelden düster aus. Aber darauf stehen die bei DC ja auch.

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