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Her Story

Her Story“ ist eine kleine, aber sehr feine Drama-Serie über eine kleine Gruppe Frauen in Los Angeles. Die drei Hauptcharaktere sind Violet, Paige und Allie.

Violet
Violet

Violet ist eine trans Frau und lebt in starker Abhängigkeit von ihrem Freund, der sie zwar finanziert, dafür aber bedingunslosen Gehorsam und Sex verlangt. Als sie eines Tages zufällig auf die freier Journalistin Allie trifft, könnten sich die Dinge für sie jedoch ändern.

Allie wiederum ist anfangs lediglich auf der Suche nach einer interessanten Geschichte für ihre LGBTI(Q)-Zeitung. Sie möchte zeigen, dass trans Frauen nicht bloße Zirkusattraktionen sind. Zufälligerweise trifft sie auf Violet und die beiden freunden sich an.

Allie
Allie

Paige auf der anderen Seite ist Violets beste Freundin und Anwältin. Sie versucht auf Rechtswegen bessere Lebensverhältnisse für frans Frauen zu erstreiten. Gleichzeitig hadert sie selbst mit ihrem Liebesleben, da sie von Männern immer wieder fallen gelassen wurde, sobald sie sich ihnen emotional öffnete.

Das Besondere an „Her Story“ ist, wie respektvoll und behutsam die Serie mit den einzelnen Figuren umgeht, ohne dabei langweilig oder oberlehrerhaft zu wirken. Konflikte werden aufgemacht und verhandelt, ohne zu übertreiben, ohne die Charaktere dem Plot zu opfern. Die Figuren handeln logisch und nachvollziehbar.

Paige
Paige

Paige ist die toughe Karrierefrau, die privat jedoch sehr verunsichert ist. Trotzdem lässt sie sich auf James ein, der sich äußerst charmant um sie bemüht. Violet scheitert vor allem an sich selbst. So groß der Leidensdruck auch ist, sie kann sich von Mark nicht lösen. Ihr mangelndes Selbstwertgefühl macht ihr dabei sehr zu schaffen.

Auch Allie stößt bei ihrer Storyidee nicht nur auf freudige Zustimmung. Innerhalb ihres queeren Bekanntenkreises sind einige ihrer Freundinnen unschlüssig bis kritisch gegenüber trans Frauen eingestellt. Allen voran Lisa, die sich sehr für Frauen einsetzt, die missbraucht wurden. Für Lisa sind trans Frauen Männer in Frauenkleidung  und eine Bedrohung für Safe Spaces von Frauen Lisa ist damit eine klassische TERF .

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Allie versucht ihrem sprechenden Namen alle Ehre zu machen und will Violet helfen. Obwohl sie höflich und rücksichtsvoll ist, macht sie Fehler. Das ist menschlich, das passiert. Und es zeigt, dass gut gemeint, nicht gut gemacht ist.

Für manche mögen die Dialoge und Situationen platt und plakativ wirken, aber Fakt ist: trans Personen müssen mit all diesen Dingen jeden Tag umgehen und fertig werden. All diese Facetten machen die Figuren in „Her Story“ vor allem eins: authentisch. trans Personen sind hier kein Plotdevice, sind nicht nur Opfer oder Täter, nicht Objekt. Die Serie nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und für trans Personen sind bestimmt einige Trigger darin.  Aber sie zeigt die Probleme auf und wie wir damit umgehen können. Sie bedient sich dabei nicht eines magischen Drehs, so dass am Ende alle plötzlich Freundinnen sind und sich vesöhnt in den Armen liegen. Aber sie gibt Hoffnung.

Sowohl inhaltlich als auch auf Produktionsebene. trans Personen in der Serie werden (endlich!) von trans Schauspielerinnen gespielt. Thematiken, Probleme und Situationen werden glaubhaft dargestellt und nicht wie sie in ein Hollywood-Schema oder -Klischee passen. Der cast ist diverse quer durch die Geschlechter und Herkünfte. Das liegt unter anderem wohl auch daran, dass Hauptdarstellerin Jen Richards (Violet), die die Serie co-produziert und das Drehbuch mitgeschrieben hat. Als Aktivistin in Sachen Gender und Race bringt sie jede Menge Erfahrung mit in die Produktion und das merkt man der Serie an. Auch Laura Zak (Allie), die  mitgeschrieben und mitproduziert hat, ist aktiv in Sachen Frauenrechte (One Billion Rising, Vagina Monologues).  Überhaupt die ganze Serie wurde fast ausschließlich von Frauen gemacht: Regie führte Multi-Stipendiatin Sydney Freeland, die ebenso wie Bérénice Eveno (Kameraführung) aus dem Sundance Umfeld kommt.

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Was „Her Story“ noch besser macht? – Die Serie schafft all das in Episoden, die alle nur zwischen 8 und 10 Minuten dauern. Trotzdem wirkt hier nichts gehetzt oder bruchstückhaft zusammengekleistert. Das Pacing der Serie ist toll, die Story spannend. Perfekt zum Binge-Watchen, v.a. weil es die komplette Staffel kostenlos auf Youtube gibt! Die Serie entstand durch ein Crowdfunding Projekt, das weltweit 37.000 Dollar einsammeln konnte.

Her Story“ beweist eindrucksvoll, wie respektvolle und unterhaltsam Entertainment sein kann, ohne riesen Budget oder große Stars. Step up your game, Netflix, HBO und Amazon!

 

 

 

 

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