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GaymerCon: Everybody Games

http://gaymercon.org/

Mitte letzter Woche machte eine Artikel auf Destructoid auf das Kickstarter Projekt der Gaymer Con aufmerksam. Die Veranstalter_innen versuchen mit diesem Projekt zusätzliches Geld für die im August 2013 stattfindende LGBT fokusierte Gamer & Geek Lifestyle Covention zu sammeln.

Die Veranstaltung selbst ist schon fest geplant, das Geld ist quasi eine Art Bonus, mit dem zusätzliches gekauft werden kann:

GaymerCon is going to happen no matter what in the late summer of 2013, but big events like this don’t happen by magic and certainly aren’t cheap. This is where you come in. Without any donations we will create a great space for gaymers to come together, build community, and have fun. WITH your donations however, we can reserve swankier and more centrally located venues, book more geeky bands to play for you, have more consoles and games to play on, have cool prizes for contests, and more.

(Übersetzung: Die GaymerCon wird in jedem Fall im Spätsommer 2013 stattfinden, aber große Events wie dieses entstehen nicht durch Zauberei und sind natürlich nicht billig. Das ist die Stelle, an der ihr ins Spiel kommt. Ohne Spenden werden wir einen tollen Raum schaffen, in dem Gaymers zusammenkommen, sich vernetzen und Spaß haben können. MIT euren Spenden wird es uns allerdings möglich sein, protzigere und zentralere Veranstaltungsorte reservieren, mehr geekige Bands zu buchen, die für euch spielen, wir werden mehr Konsolen und Spiele zum spielen haben, coole Preise für Contests und vieles mehr. )

Neben den zusätzlich Annehmlichkeiten für die Teilnehmer_innen würde mehr Geld das Event einfach größer machen und größere Events ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich:

If we raise lots and lots of money, it will get the attention of the gaming industry, making them more likely to come to the show too so you can see their awesome stuff, but also let them know there is a market out there for gaymers and maybe they should pay attention to you.

(Übersetzung: Wenn wir viel, sehr viel Geld sammeln, wird dies die Aufmerksamkeit der Gaming-Industrie wecken, was es wahrscheinlicher macht, dass sie auch an dem Event teilnehmen, so dass ihr deren tolles Zeug sehen könnt, aber sie außerdem auch sehen, dass es hier einen Markt für Gaymers gibt und sie diesem vielleicht mehr Aufmerksamkeit schenken sollten.)

Kurz gesagt eine tolles Projekt zu einem tollen Event, weswegen Destructoid auch zu dessen Unterstützung aufruft. Könnte der Artikel jetzt zu Ende sein. Ist er leider aber nicht, wie ihr eventuell schon befürchtet habt.

Die Reaktionen auf den Artikel beschreibt einer der Autor_innen in einer Antwort am nächsten Tag als entmutigend. Wie so oft ist leider auch vielen Kommentator_innen bei Destructoid immernoch nicht klar, worum es bei dieser Art von Veranstaltung geht. (D.h. einer Veranstaltung die ganz ausdrücklich eine marginalisierte Gruppe anspricht, um für diese einen möglichst sicheren Raum zu schaffen, den sie auf anderen Veranstaltungen zu gleichem Thema oder ganz allgemein überall sonst nicht hat.) und leider müssen einige dies auf eklige Art zum Ausdruck bringen.

Der Artikel auf Destructoid geht erklärend auf die ganze Problematik ein, kommt jedoch nicht ohne die Relativierung von Rassismus und Sexismus  aus. Daher hierfür eine entsprechende Inhaltswarnung. Nichtsdestotrotz eine schönes Schlusswort:

You don’t have to support Gaymercon. You don’t have to invest in it, or make plans to attend, or ever read coverage of it. I certainly don’t think you’re a bad person if you politely decide to keep your coins to yourself. But you are a real asshole if you lash out at it for no better reason than you don’t see the „point“ of it and feel like sharing some of that paradoxically aggressive apathy the Internet’s so good at breeding.

Gaymercon is important. It may not be important to you, but it’s important to some people. Rather than ask what the point of the convention is, ask yourself this:

Why would so many people feel they need this convention in the first place, and is that a problem we can all help with together?

(Übersetzung: Du musst GaymerCon nicht unterstützen. Du musst weder investieren, noch planen daran teilzunehmen oder überhaupt Berichte darüber lesen. Ich denke sicher nicht, dass du eine schlechte Person bist, wenn du auf höfliche Weise entscheidest dein Geld für dich zu behalten. Aber du bist ein echtes Arschloch, wenn du dagegen auskeilst aus keinem anderen Grund als dem, dass du den Sinn darin nicht erkennst und du dies aus einer Laune heraus auf eine paradoxe Art von passiver Aggressivität mitteilen musst, für die das Internet so ein guter Nährboden ist.

Gaymercon ist wichtig. Es mag nicht wichtig für dich sein, aber es ist wichtig für manche Leute. Anstatt zu Fragen was den der Sinn der Convention ist, frag dich lieber:

Warum glauben so viele Leute, dass sie diese Convention überhaupt brauchen und ist das ein Problem, an dem wir alle mitarbeiten können.)

Dem mag ich denn auch fast nichts mehr hinzufügen. Doch eins noch, etwas allgemeines zur Veranstaltung selbst:

Schon der Name der Convention – GaymerCon – macht das Problem deutlich. Die Gleichsetzung von LGBT und Gay. Zwar weisen die Veranstalter_innen in den Beschreibungstexten auf ihrer Webseite und auf Kickstarter ganz eindeutig darauf hin, dass sich die Veranstaltung nicht nur an Schwule, sondern gleichermaßen an Lesben,  Bisexuelle und Trans* richtet, in der Berichterstattung taucht dann leider doch meist wieder nur „Gay“ auf. So schön das Wortspiel vielleicht ist, es folgt einer androzentrischen Tradition, des „mitgemeint seins“, die alles nicht männliche* letztlich nur unsichtbar macht. Schade, dass eine Veranstaltung, die sehr darauf bedacht ist ein- statt auszuschließen (zumindest lese ich das aus den Beschreibungstexten) schon mit dem Veranstaltungsnamen in alten Wunden rührt. Wenigstens in der Berichterstattung darüber sollte der LGBT Fokus dann aber auch als solcher nicht unter den Tisch fallen.

Von Susanne

Susanne ist zur Zeit hauptberuflich Weltenbummlerin und Bloggerin. Zuvor studierte sie Medientechnologie und arbeitet ein Jahr als Systemingenieurin beim öffentlich-rechtlichen Fernsehn. Zum Geek wurde sie vorallem über Computerspiele und die unlängst erwachte Freude am Webprogrammieren. Die Feministin in ihr ist sowohl Ergebnis einer empowernden Familie als auch eine Antwort auf die Erfahrungen mit dem Rest der Welt.

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