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Es sind die kleinen Dinge

Die Gründe, warum sich Menschen mit verschiedenen Positionen für unterschiedliche Dinge interessieren, oder unterschiedliche Richtungen einschlagen, sind vielfältig und werden ja auch hier auf unserem Blog in den verschiedensten Facetten diskutiert. Letzten Endes ist es immer ein ganzes Sammelsurium von Taten, Bildern, Ideen, die zusammengehören. Und es sind auch die vielen kleinen Dinge.

Ich bin auf eine naturwissenschaftlich geprägte Oberschule gegangen, wobei ich von der Prägung nicht so viel mitbekommen habe. Wodrum es mir hier geht ist der Name. Häufig werden Schulen nach berühmten Persönlichkeiten benannt. Diese sollen den Schüler_innen als Leitbild dienen, ein Vorbild, ein Ansporn. Viele Schulen versuchen über einen Schul-Patron eine Identifikation herzustellen. Und wie so häufig wird meistens erwartet, dass sich alle Schüler_innen gut mit Männern identifizieren können. So sind beispielsweise in Düsseldorf sechs Oberschulen nach Frauen benannt. 31 hingegen nach Männern.

Mein Schule war, wie viele andere Schulen auch, nach Max Planck benannt. Mit viel Stolz wurde ein Brief aufbewahrt, in dem er sich erfreut über die Benennung zeigte und wer_welche durch das Foyer lief kam unweigerlich an der Büste vorbei, die dort präsent thronte. Ich möchte gar nicht über Max Plancks fachliche Erungenschaften streiten. Als Schülerin aber war ich entsetzt, als ich las, wie Planck zu Frauen und Bildung stand. (Wobei ich wahrscheinlich froh sein hätte sollen, dass er wenigstens nicht so den absoluten Ablehnern von Frauen und Studium gehörte). Christina von Braun schreibt dazu:

Die Gegner des Frauenstudiums beriefen sich auf angebliche „Naturgesetze“, die die Befürworter des Frauenstudiums in besonderen Ausnahmefällen zu umgehen bereit waren. Zu denen gehörte etwa Max Planck. Er schrieb, den Frauen im Ausnahmefall „den probeweisen und stets widerruflichen Zutritt zu meinen Vorlesungen und Übungen gestatten.“ Allerdings halte er es für verfehlt, „Frauen zum Studium heranzuziehen“
Denn „Amazonen sind auch auf geistigem Gebiete naturwidrig“ und man kann „nicht stark genug betonen, daß die Natur selbst der Frau ihren Beruf als Mutter und als Hausfrau vorgeschrieben habe und daß Naturgesetze unter keinen Umständen ohne schweren Schädigungen, welche sich im vorliegenden Falle besonders an dem nachwachsenden Geschlecht zeigen würden, ignoriert werden können“.

Es sind die kleinen Dinge.

Und die Frage bleibt, warum es einer Bildungseinrichtung bei der Benennung so egal sein kann, wie der_die Namenspat_e_in zum Thema Bildung für alle potentiellen Schüler_innengruppen stand/steht.

Es sind die kleinen Dinge.

(Und auch mit dem Vorbild ist es natürlich oft weit weg, wie der Artikel zu Schulen, die nach Nazis benannt sind zeigt.)

3 Antworten auf „Es sind die kleinen Dinge“

Tja, wenn es ganz genau sein soll, bleiben halt nicht mehr viele Vorbilder übrig. Ich habe z.B. vor kurzem über Magnus Hirschfeld in der Wikipedia gelesen: Vorreiter der Homosexuellenbewegung, aber auch Mitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene.

Es waren halt alles nur Menschen. Und Kinder ihrer Zeit, wie man so sagt.

Und wenn die Schule nach Max Planck benannt wurde, als dieser noch lebte (also vor 1947), dann erübrigt sich die Frage, die scheinbar bleibt.

Es ist viel erreicht, wenn neue Schulen vernünftige Namen bekommen bzw. nach geeigneten Persönlichkeiten benannt werden. Auf Umdenken oder Reformen, egal welcher Art, im deutshen Schulsystem, wage ich schon lange nicht mehr zu hoffen.

Es waren halt alles nur Menschen. Und Kinder ihrer Zeit, wie man so sagt.

Mit dem Satz hatte ich gerechnet… Ich finde ihne ehrlich gesagt irrelevant, da für mich einzig entscheidend ist, welches Bild _jetzt_ transportiert wird. (Davon abgesehen, dieses Argument sehr schnell genutzt wird um sehr viel zu entschuldigen und damit auch unsichtbar gemacht wird, dass es zu den unterschiedlichen Zeiten auch immer Menschen gab, die anders gehandelt haben. Es also durchaus eine Option war).

Die Entscheidung für einen Schulnamen fällt ja auch immer wieder neu. So hieß eine Schule in den letzten Jahren nach einer Schulzusammenlegung kurzzeitig anders, wurde aber wieder zurück umbenannt.

Ach, ich war auch auf so einer Geek- und Nerdschule die sich stolz auf Wilhelm Ostwald berufen hat. Zumindest pädagogisch und auch aus feministischer Sicht finde ich den Leitspruch „Je mehr wir dem Schüler zumuten, desto mehr wird er auch leisten“ sehr fragwürdig.

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