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Ein Monat musikalische Kreativität pur: FAWM – February Album Writing Month

Geekigkeit sehen wir bei den femgeeks ja nicht nur auf Technik bezogen. Unter uns femgeeks und sicher auch unter unseren Leser_innen sind einige, für die Musik ein wichtiges Interesse ist, und daher wollen wir hier auch einmal ein cooles Musikprojekt zum Mitmachen vorstellen.

Am 1. Februar beginnt der jährliche FAWM. Das steht für February Album Writing Month: Einen Monat lang werden Musiker_innen und Lyriker_innen aus aller Welt zusammen Songs schreiben.

Ich vergleiche FAWM gerne mit dem NaNoWriMo, dem National Novel Writing Month, der jedes Jahr im November stattfindet. Dort ist das Ziel, innerhalb des Monats November einen mindestens 50000 Worte langen Roman zu schreiben. Ein ehrgeiziges Ziel. Im Fall des FAWM ist das Ziel ein Album – ein durchschnittliches Album enthält 14 Songs, also: 14 Songs im Februar. Das macht im Schnitt alle zwei Tage einen Song. Ob dieses Ziel tatsächlich erreicht wird, ist nebensächlich (obwohl überraschend viele weit mehr als 14 Songs schreiben und auf eine überraschend hohen Niveau aufnehmen); Dabeisein ist das Wesentliche.

Auf der FAWM-Plattform kann mensch ihre_seine Werke dokumentieren. Ein Song kann mit Titel, Liner Notes, Lyrics, Tags und Demo dort präsentiert werden, wahlweise öffentlich sichtbar, nur für eingeloggte FAWMer oder nur für eine_n selbst.
Was als Song zählt, bestimmt mensch ganz allein selbst. Die Community vertraut auf die Ehrlichkeit der Teilnehmenden, es gibt nichts zu gewinnen außer Ruhm und Ehre(tm) und tonnenweise Spaß.

Um die Motivation weiter anzukurbeln, gibt es einige besondere Features: Bei Kollaborationen schreiben zwei Leute zusammen einen Song, der bei beiden genauso gezählt wird, wie ein allein geschriebener. Sogenannte Challenges bestehen aus Anregungen, einen Song mit bestimmten musikalischen oder lyrischen Mitteln – etwa eine oder bestimmten Einschränkungen zu schreiben. Richtig hektisch wird es bei Songskirmishes: zu einer vorher vereinbarten Zeit, in der Regel am Wochenende, wird in einem Forenthread und im FAWM-eigenen Chatroom ein Songtitel bekanntgegeben. Die Teilnehmenden haben dann eine Stunde Zeit, einen Song zu schreiben. Ihn in der Zeit auch noch aufzunehmen, ist optional, aber ein überraschend großer Prozentsatz der Teilnehmenden tut das.

Was mag ich daran? Zuerst einmal: FAWM ist kreativer Ansporn deluxe. Ich werde ermutigt „die Sau rauszulassen“, mich an musikalische Dinge zu wagen, die ich sonst nicht tun würde. Die Atmosphäre ist unglaublich konstruktiv und positiv; die meisten Teilnehmenden versuchen andere zu ermutigen und zu bestärken, wo immer es geht. Vom Wissensaustausch auf dem zugehörigen Forum habe ich jedes Jahr eine Menge gelernt. Das Klima wirkt auf mich sehr inklusiv, sehr unterschiedliche Levels von musikalischer Bildung und Erfahrung arbeiten zusammen, von Anfänger_innen bis zu erfahrenen Berufsmusiker_innen; von Leuten, die mit ihrem Handy Aufnahmen machen, bis zu Menschen mit einem ausgewachsenen Tonstudio im Keller ist alles dabei. FAWM ist außerdem eine nichtkommerzielle Angelegenheit, die zu einem großen Anteil durch Spenden getragen wird.

Und wem der Februar voller Musik nicht genug ist: FAWM hat eine große Schwester namens 50/90: Hier sollen 50 Songs in 90 Tagen entstehen – ein musikalischer Marathon.

Einige Barrieren bestehen leider trotz allem: FAWM findet auf Englisch statt. Zwar gibt es jedes Jahr auch einen kleinen Bereich auf dem Forum, auf dem deutsch geschrieben wird, aber die Seite selbst ist auf Englisch und der Löwenanteil des Feedbacks findet auf englisch statt. Und um als Musiker_in teilnehmen zu können, braucht mensch sinnvollerweise ein Gerät, das zum Audioaufnehmen taugt.

Ich liebe FAWM und 50/90 nicht nur, weil er mich zu musikalischen Höhenflügen befähigt, sondern auch, weil ich in diesem Monat so viel wunderbare Musik abseits jedes Mainstreams zu hören bekomme – unter anderem von Menschen, die im Kulturbetrieb sonst keine Stimme haben, und zu Themen, über die sonst kaum gesungen wird.

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