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Flirren & Rauschen

Disney: Warum denn immer so daneben?

Vorgestern veröffentlichte Disney einen ausführlichen Trailer zu einem neue Filmprojekt: „The Lone Ranger“. Ein Film, dessen Entstehungsprozess schon sehr lange kritisch beäugt wird. In dem Film wird die Geschichte des lone rangers und Tonto, einem Native American, erzählt. Die Figuren wurden erstmals in den 1930iger erdacht und tauchten u.a. in Radioshows und einer TV-Serie auf.

Disney also kramt diese Geschichte wieder raus und verfilmt sie neu. Dabei wurde immer wieder versprochen, dass Tonto eine wichtigere Rolle bekäme und somit der Film angemessener würde als alles bisher Dagewesenes. Aber kann das überhaupt funktionieren? Gerade mit einer Figur wie Tonto, die von der Konzeption schon jeher eine reine Projektionsfläche für romantisierte und stereotypisierende Vorstellungen von Native Americans durch weiße war?

Bereits die ersten Kostümbilder im März waren wenig „Wow“ und viel „WTF“. Bloggerin Adrienne K. von Native Appropriation schrieb zu dem Kostüm von Johnny Depp, der Tonto spielt (ja…):

Er sieht aus als hätten sie einfach das Captain Jack Sparrow Kostüm genommen, den Piratenhut entfernt, ein Vogel draufgesetzt und etwas bedrohliches Make-Up hinzugefügt. […] Das Tonto Kostüm ist ein Mischmasch aus stereotypen Trachten, eine Plains-Stil Brustplatte mit einem südwestlichen Kopfband (minus dem verdammten Vogel), wahllose Federn und Perlen. Aber die Gesichtsbemalung, die ihn gleichzeitig bösartig, verlassen und wütend aussehen lässt, ist doch eine hübsche Note. Und dann der Fakt, dass die PR-Fotos den „wilden“ und „widerspenstigen“ (ok, ich sag’s: „primitiven“) Tonto hinter dem sauberen, herausgeputzten (und weißen) Lone Ranger zeigen, ist doch eine tolle Art Native Americans zu „ehren“ und zeigt wieviel agency Tonto hat, richtig? (/Sarkasmus)

Die Erwartungen waren also schon niedrig. Der Trailer hat es trotzdem geschafft sie noch zu unterbieten. Nicht nur wurde allen bisherigen Annahmen entsprochen, dazu spricht Tonto auch noch mit einem obskuren Fake-Akzent. Mensch fragt sich „Wirklich?!“ – und Disney antwortet: „Na klar!“. Adrienne schreibt in ihrem aktuellen Blogpost „Why Tonto matters“:

Die letzte große Blockbusterserie, die Native Charaktere hatte, war Twighlight, und dort wurden wir als Wölfe dargestellt. Erinnere dich an jeden aktuellen Film eines Major Studios mit einem Native Charakter oder Native Schauspieler_in. Alle, die mir in den Sinn kommen, spielten in einem historischen Kontext, waren Fantasy-Filme oder oder waren beleidigend voller Stereotype. Es gibt so wenige akkurate, moderne und nuancierte Darstellungen von Native Americans – es ist nicht mal mehr lustig.

Mit diesem Film schreibt Disney also weiter an seiner eigene Geschichte von rassistischen Darstellungen und trägt dabei zu einem Diskurs bei, in dem Native Americans als etwas fiktives und_oder historisches festgeschrieben werden.

Übersetzungen der Zitate sind von mir.

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